Stärkung des Radverkehrs in Sachsen-Anhalt: Land will an ambitionierten Zielen festhalten

Fahrradstrasse
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Magdeburg. LT. Im Jahr 2021 hat sich Sachsen-Anhalt mit seinem Landesradverkehrsplan bis 2030 ambitionierte Ziele gesetzt. Das Landesradverkehrsnetz umfasst derzeit 4.700 km, 330 km davon erfüllen jedoch den Mindeststandard der geltenden Regelungen nicht. 1.460 km der Radwege befinden sich im Mischverkehr. 80 Prozent der Kommunen in Sachsen-Anhalt haben kein aktuelles Radverkehrskonzept. Problem dabei ist, dass dies Voraussetzung für Fördermaßnahmen ist. Ohne das konsequente Abrufen von Fördermitteln werden die ambitionierten Ziele im Land aber wohl nicht erreicht.

Ertüchtigung vorhandener Infrastruktur

Im Plan des Landesradverkehrsnetze sind über 100 Einzelmaßnahmen verzeichnet. Die Ertüchtigung von vorhandener Infrastruktur ist dabei einer der Arbeitsschwerpunkte der Landesregierung. Durch den Ausbau der Digitalisierung sollen die Kommunen des Landes verkehrsrelevante Daten für den Radverkehr beisteuern. In den Radverkehrsplan sollen sukzessive auch Abstellanlagen, Wegweiser und Ladestationen integriert werden. Die Fördermittel für Radwege an Bundesstraßen und in Kommunen werden nach Angaben des zuständigen Ministeriums fleißig abgerufen.

Land fordert von Halle Entscheidung zum Radschnellweg Halle-Leipzig

Im Auftrag der Metropolregion Mitteldeutschland GmbH sowie der Städte Halle (Saale) und Leipzig wurde im Jahr 2020 die „Potenzial- und Machbarkeitsanalyse für eine Radschnellverbindung zwischen Halle (Saale) und Leipzig” erarbeitet. Im Endbericht ergibt sich innerhalb des Stadtgebietes von Halle ein Potenzial von mehr als 2.000 Radlern pro Tag. Problem hierbei: nur in kurzen Abschnitten steht die notwendige Breite zur Umsetzung eines Radschnellwegs zur Verfügung. Im Abschnitt Kanenaer Weg bis Alte Schmiede entlang der Bahntrasse und weiter auf Alte Schmiede bis Kanena Ortseingang ist der Radschnellweg mit einer Breite von 4 Metern umsetzbar. In anderen Abschnitten im Stadtgebiet müsste der Radweg als Fahrradstraße und im Mischverkehr weitergeführt werden.

Das Ministerium für Infrastruktur und Digitales hat der Stadtverwaltung Halle bereits im Juni 2021 einen Vorschlag zur Finanzierung und Umsetzung des Vorhabens mit Mittel aus dem Strukturwandel unterbreitet. Auf das Schreiben erhielt das Ministerium jedoch keine Antwort von der Stadtverwaltung.

Am 26. Januar 2023 informierte das Ministerium die Stadtverwaltung erneut über den Fortschritt der Planungen für den „Radschnellweg Halle-Leipzig” in Sachsen sowie über die fortschreitenden Planungen der Ortsumfahrungen Großkugel/Gröbers und Bruckdorf. Um Planungskonflikte zu vermeiden wurde die Stadtverwaltung Halle um eine zeitnahe Entscheidung zum Fortgang des Projektes gebeten.

Die Stadtverwaltung Halle favorisiert nach Informationen des Ministeriums nun wohl eine Linienführung an der B6, weshalb jetzt eine neue Variante entlang der Bundesstraße B6 untersucht wird.

Sollte die Stadt Halle nicht weiter am Radschnellweg festhalten wollen, will das Land Sachsen-Anhalt die Planungen für einen Radschnellweg von der Landesgrenze bis zum Stadtgebiet Halle entlang der Bundesstraße B6 selbst weiterverfolgen.

Das Ministerium für Infrastruktur und Digitales will die Stadtverwaltung in Halle deshalb erneut zu einer zeitnahen Entscheidung über den Fortgang des Projektes auffordern.