“Schau mir in die Augen” – Startup aus Halle (Saale) entwickelt Programm für digitales Marketing

Multimediazentrum MMZ
© H@llAnzeiger

Magdeburg/Halle. IMG. Wie lassen sich die Geschäftswege im Internet optimieren und wie können Botschaften auf Webseiten lesefreundlich gestaltet werden? Das Startup „Adsata“ mit Sitz am Zukunftsort Mitteldeutsches Multimediazentrum (MMZ) in Halle (Saale) hat dafür ein bislang einzigartiges Programm entwickelt: Eyetracking per Webcam und datenschutzkonforme Analyse verhelfen zum besseren Marketing.

Digitales Marketing ist – nicht zuletzt Pandemie-getrieben – populärer als je zuvor. Doch erreicht es auch das erhoffte Ziel? Alle, die einen Onlineshop betreiben, digitale Anzeigen schalten, Online-Newsletter herausgeben oder über eigene Internetseiten kommunizieren, können jetzt auf eine Dienstleistung hoffen, die ihnen dabei hilft, ihren Onlineauftritt optimal kundenorientiert zu gestalten. Taimur Khan (27) und Jonas Kühl (33) aus Halle (Saale) haben ein Eyetracking-Programm für das Web entwickelt; es ist eine Software, die Augen- und leichte Kopfbewegungen verfolgt, während sich der Mensch eine Computerseite anschaut. Das klingt nach Spionage, aber gerade das, betonen die beiden jungen Männer, sei es nicht. Ihre zukunftsweisende Innovation heißt „Adsata“. Dieses Kunstwort lasse sich in jedem Land gut aussprechen“, begründet Taimur Khan die Namenswahl für das 2018 gegründete IT-Unternehmen, die gleichzeitig das unternehmerische Ziel aufzeigt: den globalen Bekanntheitsgrad. „Adsata ist bislang einziger Anbieter in Deutschland, der die Privatsphäre sicher und konform zur Datenschutz-Grundverordnung gewährleisten kann“, sagt Taimur Khan.

Der gebürtige Pakistaner hatte in den USA Geowissenschaften studiert und war nebenher seiner zweiten Leidenschaft, dem Programmieren, nachgegangen – zum Nutzen eines befreundeten Marketingexperten. Beide legten das gedankliche Fundament für „Adsata“. Als Taimur Khan zum Forschungssemester an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) kam, war nicht nur der Klimawandel sein Thema. Auch die „Adsata“-Idee war mit nach Halle an der Saale gereist und nahm dort neue Gestalt an. „Taimur kam damit zum Gründerservice der Uni und fragte mich, ob ich ihn bei der Umsetzung unterstützen will“ erzählt Jonas Kühl. Der studierte Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler hatte als Gründungsberater viele Startups auf ihren ersten Schritten begleitet. Mit Taimur Khan und dem spannenden Thema Webcam-Eyetracking wollte er es selber wagen: weil dafür die richtige Zeit sei, da nun die Technologien entwickelt seien, die das datentechnisch sichere Eyetracking ermöglichten, erläutert Jonas Kühl.

Eventdetektion – eine Weiterentwicklung der Verfolgung von Blicken

Vereinfacht erklärt wandelt die browserbasierte Software die Laptop-Webcam in ein voll funktionsfähiges Eye-Tracking-Labor für Bilder und komplette Webseiten um. Die Software kann in Echtzeit erkennen, wohin Nutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt schauen, wie lange sie etwas anschauen und welchen Weg sie mit ihren Augen verfolgen. Die Nutzer sind in diesem Falle Testpersonen, die sich die Betreiber der Webseiten selbst suchen.

„Unser Alleinstellungsmerkmal liegt nicht nur in der Benutzeroberfläche zur anonymen Datenerhebung, sondern insbesondere in der automatischen Analyse der gesammelten Eye-Tracking-Daten“, betont Taimur Khan und ergänzt, dass UX-Designer von Webseiten auf Basis dieser Daten das Nutzerverhalten dem Anliegen der Seite entsprechend steuern können. „Auf diese Weise werden Nachrichtenportale und Newsletter lesefreundlicher, die Angebote in Onlineshops kundenspezifischer dargeboten“, fasst Jonas Kühl zusammen und kündigt mit der so genannten Eventdetektion die nächste technische Pionierleistung von Adsata an: „Unsere Software kann dann auch Ereignisse verfolgen, sprich welche Klicks getätigt und welche Fenster geöffnet werden.“ Er ergänzt: „Die genaue Analyse durch Eyetracking wird dem Onlinemarketing helfen, die visuelle Interaktion von Menschen mit digitalen Inhalten noch besser zu verstehen.“

Die Basis für diesen weiteren Entwicklungsschritt hatte Daniel Schreiber gelegt. Schon als Informatikstudent an der MLU hatte er den Kontakt zu Adsata gesucht und seine innovative Idee zur Eventdetektion – zum Verfolgen von Blickereignissen – eingebracht. Er schrieb seine Bachelorarbeit am direkten Anwendungsbeispiel bei Adsata. Auf dieser Grundlage entwickelte das Startup ein Modul, das erkennt, wie lange die Augen der Betrachter ein Ereignis fixieren. Daniel Schreiber ist nach Abschluss seines Studiums gleich als neues Teammitglied dabeigeblieben.

Autorin: Kathrain Graubaum/IMG Sachsen-Anhalt.