Müssen HWG und GWG fusionieren?

HWG Mieterladen
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Die Fraktion “Hauptsache Halle & FREIE WÄHLER” hatte in der Stadtratssitzung am 13. Juli 2022 die erneute Prüfung einer Fusion der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbh (HWG) und der Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH (GWG) beantragt. Nun wird eine Fusion am 20. September im Ausschuss für Finanzen, städtische Beteiligungsverwaltung und Liegenschaften, am 21. September im Hauptausschuss und am 27. September im Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft, Stadtentwicklung und Digitalisierung diskutiert, bevor am 28. September der Stadrat über das weitere Vorgehen entscheiden soll.

Fraktion erhofft sich Verbesserung der Gewinnsituation

Die Fraktion “Hauptsache Halle & FREIE WÄHLER” erhofft sich von einer Fusion eine finanzielle Entlastung des städtischen Haushaltes. Sie sieht beide Gesellschaften in Konkurrenz zueinander, nachdem die GWG auch in Bereichen der Stadt investiert hat, in denen die HWG bereits tätig ist. Von einer möglichen Fusion erhofft sich die Fraktion Synergieeffekte und eine Verbesserung der Gewinnsituation beider Gesellschaften.

Die Fraktion dürfte dabei auf Synergieeffekte wie bei der Gründung der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH) spekulieren, in der die Oper/Staatskapelle Halle, das neue theater Halle, das Puppentheater Halle und das Thalia Theater Halle fusionierten. Was solche Synergieeffekte eben auch bedeuten, bekamen die Beschäftigten der halleschen Kulturszene bereits zu spüren. In den Jahren nach der Gründung wurde die Belegschaft um fast 20 Prozent reduziert. Die verbleibenden Beschäftigten mussten über viele Jahre auf Gehaltsbestandteile verzichten.

Fusion bereits 2010 geprüft und abgelehnt

Bereits 2010 wurde eine Fusion beider kommunaler Wohnungsunternehmen intensiv geprüft. Seinerzeit wurde eine Fusion jedoch aus gesellschafts- und steuerrechtlichen Gründen sowie aufgrund des Risikos “hoher Reibungsverluste und des Scheiterns der Umsetzung” verworfen.

Gegen eine Fusion sprechen laut dem Gutachten hohe Implementierungskosten, eine Entschleunigung des Stadtumbauprozesses, eine nachhaltige Beschäftigung „mit sich selbst“ durch einen langjährigen Integrationsprozess, der Verlust der Identifikation mit dem jeweiligen Unternehmen, die  Zunahme der Steuerungskomplexität in der Gesellschaft und die oftmals hohen Akzeptanzprobleme in betroffenen Unternehmen. “Effekte aus einer Strukturänderung sind im Vergleich zum Reorganisationsaufwand von untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung”, so das Fazit des damaligen Gutachtens.

Eine gelähmte kommunale Wohnungswirtschaft, die sich mehr mit sich selbst als mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen beschäftigen muss, wäre wohl mit sehr großen Risiken für die gesamte Stadtgesellschaft und die Stadtentwicklung verbunden. Eine finanzielle Entlastung des städtischen Haushaltes dürfte so sicher nicht erreicht werden.

Aufsichtsratsvorsitzender will “Büchse der Pandora” wieder schließen

Bodo Meerheim, Fraktion “Die Linke” und Vorsitzender des Aufsichtsrates der GWG, verweist in der aktuellen Diskussion auf das Gutachten aus 2010 und die nicht wesentlich geänderte Situation. Er kritisierte die Fraktion “Hauptsache Halle & FREIE WÄHLER” scharf dafür, dass sie die Geschäftsführerinnen der beiden Gesellschaften nicht bereits vor Einbringung des Antrages eingebunden hat. Er warnte zudem davor, dass Beschlüsse an den Gesellschaften vorbei gefasst werden und plädierte dafür, die Geschäftsführerinnen zu den anstehenden Ausschusssitzungen einzuladen. Ob eine Einladung für die im September anstehenden Sitzungen erfolgte, ist bisher nicht bekannt.

Der Antrag habe die “Büchse der Pandora” geöffnet, da allein der Antrag für Unruhe und Angst unter den Beschäftigten beider Gesellschaften geführt hat, so Meerheim. Er hofft nun, dass der Antrag bereits in den Ausschüssen “stirbt” und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Gesellschaften das Schicksal der TOOH-Belegschaft erspart bleibt.

Stadtverwaltung wartet ab

Laut Stadtverwaltung lohnt sich der nicht unerhebliche Aufwand einer erneuten Prüfung einer Fusion nur dann, wenn eine Fusion der kommunalen Wohnungsgesellschaften auch tatsächlich eine mehrheitsfähige Option ist und nicht bereits aus grundlegenden Erwägungen von einer Mehrheit des Stadtrates abgelehnt wird.

HWG und GWG im Vergleich

Die beiden kommunalen Wohnungsunternehmen der Stadt spielen aktuell in unterschiedlichen Ligen. Die HWG ist deutlich größer als die GWG. Zur GWG gehörten im Jahr 2021 9.876 Wohnungen, während die HWG 17.477 Wohnungen im Bestand hatte. Das spiegelt sich auch in weiteren Kennzahlen des Jahres 2021 wider:

Jahresüberschuss
HWG: 13,7 Mio. Euro
GWG: 4,9 Mio. Euro

Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung
HWG: 90,8 Mio. Euro
GWG: 49,5 Mio. Euro

Beschäftigte (Jahresdurchschnitt)
HWG: 269
GWG: 109

Jährliche Ausschüttung an die Stadt Halle (Saale)
HWG: 5 Mio. Euro
GWG: 2 Mio. Euro