Universitätsmedizin Halle an vier Studien zu RS-Viren bei Kindern beteiligt

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Halle. UKH. Mit seiner „LöwenKIDS“-Studie ist das Institut für Medizinische Epidemiologe, Biometrie und Informatik (IMEBI) der Universitätsmedizin Halle an der Forschung zum dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bei Kindern beteiligt. Nasenabstriche, die bei etwa 800 Kindern aus fünf Studienorten genommen werden, dienen als Datengrundlage für gleich vier Studien.

„Wir bekommen die Proben von unseren kleinen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, unseren Löwenkids, wenn diese Symptome einer respiratorischen Infektion, also einer Erkältung oder einer Bronchitis, haben. Das Besondere an unserer Studie ist, dass unsere Teilnehmenden auch dann Proben schicken, wenn sie nicht bei ihren Kinderärztinnen und -ärzten in Behandlung waren, dass wir also die komplette Infektionsgeschichte und auch die milden Erkrankungen abdecken“, erläutert Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Leiter der LöwenKIDS-Studie. Die komplette Erfassung von Infektionen über ein Tagebuch und mittels Abstrichen über die ersten sechs Lebensjahre der Kinder stelle den besonderen Wert dieser Studie dar.

So liegen beispielsweise Erreger aus den Wintern vor und während des Lockdowns sowie künftig auch aus der bevorstehenden Herbst-Winter-Saison vor. „Wir untersuchen für eins der vier Projekte alle Proben bei drei- bis vierjährigen Kindern aus den Wintern auf 27 verschiedene Erreger und können so auch Infektionen mit dem RS-Virus nachweisen. Wir gehen davon aus, dass wir im Vergleich zum normalen Winter 2019/20, während des Lockdown-Winters 2020/21 weniger und im jetzigen Winter 2021/22 und voraussichtlich ohne Lockdown mehr RSV-Infektionen sehen werden. Wir werden auch untersuchen, wie schwer die Verläufe waren und welche Symptome die Kinder hatten“, erläutert Dr. Cornelia Gottschick, Leiterin der AG Infektionsepidemiologie am IMEBI.

In einem weiteren europaweiten und von der EU geförderten Projekt mit dem Titel „PROMISE“ werden Antikörper-Titer im Blut von am RSV erkrankten LöwenKIDS untersucht und geprüft, wie diese sich mit der Zeit verhalten. An diesem Projekt sind neben den halleschen Forschenden Gruppen aus neun weiteren Ländern beteiligt. Ziel ist es, dass wissenschaftliche Wissen über das RS-Virus auszubauen, das öffentliche Gesundheitswesen über bessere Strategien zu informieren und neue Therapeutika oder auch Impfstoffe zu entwickeln.

Das dritte und das vierte Projekt sind Teil des Exzellenzclusters RESIST. Hier liefern die Proben der LöwenKIDS Erkenntnisse darüber, unter welchen Bedingungen eine milde RSV-Infektion verlaufen kann. Gesucht wird dabei nach bestimmten genetischen Markern oder einem bestimmter Immunstatus. Verglichen werden die Proben mit denen von hospitalisierten Kindern mit schweren RSV-Verläufen.

„Das RS-Virus ist eines der Viren, die bei kleinen Kindern und alten Menschen schwere Infektionen auslösen können. Eine Infektion kann auch zum Tod führen. Nachdem im letzten Winter durch die Einschränkungen aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie Kontakte eingeschränkt waren, sind auch weniger RSV-Infektionen aufgetreten. Entsprechend mehr RSV-Infektionen werden für die aktuelle Herbst-Winter-Saison erwartet. Die Einführung einer Impfung würde einen großen Vorteil bringen“, so Gottschick.

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) für akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter verantwortlich und einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern. Infektionen damit treten vor allem in den Wintermonaten auf, wobei die Hauptzeit Januar und Februar ist. Eine durchgemachte Infektion mit dem RS-Virus sorgt nicht für langfristige Immunität.

An der LöwenKIDS-Studie haben anfangs 800 Kinder teilgenommen, derzeit sind es 500 aktive Teilnehmende. Studienorte sind Braunschweig, Hannover, Bremen, München sowie Halle, wo auch die Leitung der Studie angesiedelt ist.