AWO Halle-Merseburg für Erhalt der Sprach-Kitas

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Forderung nach einer Fortführung der Sprach-Kitas über 2022 hinaus: 

Halle-Merseburg. AWO. Gemäß eines Kabinettsbeschlusses der Bundesregierung kündigte das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend an, im nächsten Jahr das Förderprogramm „Sprach-Kitas“ einzustellen. Davon sind bei der AWO Halle-Merseburg acht Kolleginnen betroffen, die als Sprachförderkräfte in den Kitas täig sind.

Für die AWO in Sachsen-Anhalt war es ein Schock, dass das bisher erfolgreichste Bundesprogramm im Bereich Kindertagesbetreuung so kurzfrisig auslaufen soll. Deshalb schrieb der AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. die Mitglieder des Landtages sowie die sachsenanhaltischen Mitglieder des Bundestages an und bat um dessen Fortührung. Bisher gab es sehr gute Reaktionen auf diese Schreiben.

Die Einstellung des Programms widerspricht der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag 2021 – 2026 ist auf Seite 95 festgehalten „Sprach-Kitas“ weiterzuentwickeln und zu verstetigen. Im Haushaltsentwurf 2023 wurden dementgegen nun aber keine Gelder für das Programm eingestellt.

Worauf würde Deutschland mit dem Wegfall vom Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ verzichten:

  • Sprachliche Entwicklungs- und damit Bildungschancen vieler Kinder verschlechtern sich: Es fehlt jemand, mit zeitlichen Ressourcen und Know-How, um explizit die methodische Sprachförderung ins KiTa-Team zu tragen und dort zu verankern.
  • Auf neue Herausforderungen (aktuell Sprachdefizite nach langen pandemiebedingten Lockdown-Phasen oder die Integration ukrainischer und anderer Flüchtlingskinder) kann nur unzureichend reagiert werden.
  • Es fehlen personelle Ressourcen und Unterstützung für Eltern, wenn diese sich mit sprachlichen Förderbedarfen ihrer Kinder erstmalig auseinandersetzen müssen.
  • Multiprofessionalität in den KiTas gerät in Gefahr: Sprachförderkräfte bringen eine andere Professionalität in die Kitas. Sie sind zum Beispiel Logopäd*innen, Sprechwissenschaftler*innen oder Lehrer*innen für Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache.
  • Impulse und Weiterentwicklung in der Kindertagesbildung versiegen: Insbesondere Elternarbeit, aber auch die Demokratie- und Partizipationsprozesse können mangels zeitlicher Kapazitäten dann nicht mehr in fachlich gewünschter Weise durchgeführt werden.
  • Sprach-Kitas sind Orte, in denen die Bundesregierung wichtige Impulse auch über das Themenfeld
    „Sprache“ verwirklichen konnte. Beispielsweise wird die Digitalisierung der Kindertageseinrichtungen unterstützt. Sprach-Kitas fungieren inzwischen im Bereich der Digitalisierung als Leuchttürme für andere, nichteilnehmende, KiTas.

Aktuell haben viele Klein- und Vorschulkinder sprachliche Defizite durch Pandemiefolgen, viele Kinder mit Migrationshintergrund kommen ohne Deutschkenntnisse in die KiTa, sollen jedoch Schulreife erlangen, pandemiebedingt gibt es Personalausfälle durch viele gesundheitlich ausgebrannte Erzieher*innen, die Kinder verarbeiten seelisch Belastendes durch Pandemiefolgen, Klimawandel, finanzielle Nöte ihrer Familien und medial vermitteltes Kriegsgeschehen. Aus Sicht der AWO ist es daher weder den Fachkräften noch den Eltern zu vermitteln, warum in der aktuell besonders herausfordernden Situation weniger Mittel für Qualität bereitgestellt werden sollen.

In den derzeit bestehenden Sprach-Kitas ist der Wunsch nach einer Fortführung des erfolgreichen Programms groß. Ein Haushalt ohne Sprachkitas wäre ein herber struktureller Rückschlag im Bereich Kindertagesbetreuung.