Landesamt für Verbraucherschutz veröffentlicht Jahresbericht Veterinärmedizin 2020

Halle. LAV. Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) hat seinen detaillierten Jahresbericht zur Veterinärmedizin für 2020 veröffentlicht. Breiten Raum nehmen darin die Tierseuchen Afrikanische Schweinepest (ASP) und Geflügelpest (Hochpathogene Aviäre Influenza, HPAI) ein.

Die Wildschweinpopulation in Sachsen-Anhalt blieb bisher von der ASP verschont. Ebenso konnte ihr Eintrag in die Hausschweinbestände verhindert werden. Im Jahresbericht werden die Maßnahmen zur Früherkennung eines ASP-Eintrags nach Sachsen-Anhalt inklusive der Zunahme der Einsendungen von Schwarzwild nach den Seuchenausbrüchen in Brandenburg und Sachsen dargestellt. Diese Thematik hat bis zum heutigen Tag ihre außerordentliche Brisanz behalten. Für die Früherkennung ist nach wie vor die Untersuchung aller verendet aufgefundener bzw. krank erlegter Wildschweine unerlässlich. Und hier offenbart eine Analyse der Daten weiterhin bestehenden Handlungsbedarf. Aus dem Vergleich des in der Jagdstatistik gemeldeten Fall- und Unfallwildes mit den zur Untersuchung gelangten Proben für die letzten bisher vorliegenden Jagdjahre ergibt sich ein Anteil der beprobten Tiere von 25%. Dies ist eine deutlich geringere Quote als in den Vorjahren. Vorsichtig optimistisch kann der Trend bei isolierter Betrachtung des Fallwildes stimmen, bei dem zuletzt 61% der gemeldeten Tiere beprobt worden sind. Hier bleibt zu hoffen, dass sich die Intensität der Fallwildsuche in Zukunft nicht wieder abschwächt, sondern weiter erhöht. Als Motivation zur Probeneinsendung reicht das Land Sachsen-Anhalt über die Tierseuchenkasse weiterhin eine Prämie von 50 Euro an die Jagdausübungsberechtigten aus. Voraussetzung dafür ist die Einsendung einer untersuchungsfähigen Probe gemeinsam mit einem vollständig ausgefüllten Untersuchungsantrag an das LAV.

Mit Blick auf die Geflügelpest erwies sich die Wintersaison Ende 2019 / Anfang 2020 in europäischen wie auch gesamtdeutschen Kontext zunächst als seuchenarme Periode. Bis Ende Februar 2020 wurde weder bei Wildvögeln noch bei gehaltenen Tieren HPAI festgestellt. Erst im März 2020 gab es deutschlandweit 2 Nachweise bei Wildvögeln und 5 Fälle bei gehaltenen Tieren mit insgesamt mehr als 30.000 betroffenen Tieren. Betroffen war davon auch Sachsen-Anhalt durch den Seuchenausbruch in einer Putenhaltung mit mehr als 20.000 Tieren. Im Jahresbericht werden die Entwicklung und die Maßnahmen des Jahres 2020 dargestellt. Für das Jahr 2020 ließ sich deutschlandweit durch die hohen Infektionszahlen ab Oktober mit 513 Nachweisen bei Wildvögeln und 32 Fällen in Geflügelhaltungen mit mehr als 265.000 betroffenen Tieren ein hohes Infektionsgeschehen bilanzieren. Dieser Trend setzte sich Anfang 2021 fort, sodass im letzten Jahr mit 286 Fällen in Geflügelhaltungen und 2,5 Millionen betroffenen Tieren der bisher schwerste Seuchenzug in Gesamtdeutschland zu beobachten war, siehe Abbildung 2. Auch Sachsen-Anhalt war davon betroffen, am schwersten durch einen Fall im Altmarkkreis Salzwedel mit mehr als 31.000 Tieren Nutzgeflügel.

Die Task Force Tierseuchenbekämpfung des LAV unterstützt in derartigen Seuchenfällen die Landkreise und kreisfreien Städte bei der Tilgung von Tierseuchenausbrüchen und bei der Durchführung der gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen. Die für die Krisenbewältigung angebotenen Unterstützungsleistungen stehen im Zusammenhang mit der Organisation, der Krisenkommunikation, der Bestandstötung, der Reinigung und Desinfektion als auch der Neubelegung der Geflügelhaltungen.
Die extreme Schadensintensität der letzten Jahre in Verbindung mit der sich vor allem seit 2021 abzeichnenden ganzjährigen Präsenz des HPAI-Virus in der Wildvogelpopulation verdeutlich die Notwendigkeit einer lückenlosen Biosicherheit in Geflügelhaltungen als gegenwärtig einzige Möglichkeit zur Seuchenprophylaxe.

Unter dem Stichwort „Zoonosen“, das sind von Tieren auf den Menschen übertragbare Infektionen, enthält der Jahresbericht Beiträge zur Hasenpest (Tularämie), zu Campylobacter-Infektionen bei Hunden und Katzen und – mit Blick auf gesunde Lebensmittel – zur bakteriologischen Fleischuntersuchung sowie zum nationalen Zoonose-Monitoring.

Neben Berichten zu dem weiterhin bestehenden Risiko durch das West-Nil-Virus, zur Amerikanischen Faulbrut der Bienen, zur Infektion mit dem Koi-Herpes-Virus runden weniger im Mittelpunkt des Interesses stehende Krankheiten aber auch Tierschutzaspekte, Rückstandsuntersuchungen oder die Auswirkungen des Klimawandels auf Fischzuchten die behandelte Themenpalette ab.