Sinkende Organspendezahlen: Experten fordern Umdenken

Magdeburg/Frankfurt. LT/DSO. Im vergangenen Jahr haben 869 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. Dies sind 64 weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch die Summe der entnommenen Organe, die für eine Transplantation an die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet werden konnten, sank auf 2.662 (Vorjahreszeitraum: 2.905).

Etwa 8.500 Menschen stehen in Deutschland derzeit auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen warten auf eine Spenderniere. In Deutschland muss einer Organspende ausdrücklich zugestimmt werden. In 22 Ländern Europas ist das anders: Dort ist jeder Mensch automatisch Organspender, wenn er nicht ausdrücklich widerspricht.

Der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Dr. Axel Rahmel, fordert deshalb auf, die Organspende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen.

„Angehörige entscheiden sich aus Unsicherheit aber häufig dagegen, da der Wille des Verstobenen nicht bekannt ist. Hier kann nur Aufklärung etwas verändern und möglicherweise auch der Anstoß über eine Widerspruchsregelung, wie von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach im letzten Jahr vorgeschlagen. Organspende ist gelebte Solidarität, der erste Schritt dazu ist, zu Lebzeiten seine Entscheidung zu treffen.“

Dr. Axel Rahmel

Der Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Paolo Fornara, zieht ebenfalls ein ernüchterndes Resümee: die Zahlen sinken und diese Tendenz habe durch keine ergriffene Maßnahme verbessert werden können.

„Es sterben Leute auf der Warteliste, die eigentlich nicht sterben müssten, nur weil es nicht genügend Spenderorgane gibt.“

Prof. Dr. Paolo Fornara

Ein Nierenempfänger warte in Deutschland im Durchschnitt sieben Jahre auf ein Spenderorgan, jemand mit Blutgruppe Null sogar dreizehn Jahre, so Fornana. Es fehle die soziale Anerkennung und Würdigung einer Organspende in der Bevölkerung, das Thema sei hierzulande scheinbar untrennbar mit einem „unguten Gefühl“ verbunden. Deshalb spricht auch er sich für eine Widerspruchslösung aus.