Trockenheit in Europa 2022

Trockenheit
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Auch Deutschland verzeichnet Auswirkungen

Offenbach. DWD. In den vergangenen Wochen wurde in den Medien häufig über Trockenheit mit weitreichenden Folgen in verschiedenen Gebieten in Europa berichtet. In einigen Ländern Europas bestehen Einschränkungen für die Wassernutzung, einzelne Orte sind ganz von der Wasserversorgung abgeschnitten.

Wasserstände sinken, nicht nur in Flüssen mit drohenden Beschränkungen für den Schiffsverkehr, sondern auch in Fischteichen, worunter die Aquakultur und die Fischerei leiden.

Wasserkraftwerke sind nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig, dies führt zu einer verringerten Stromversorgung und teils Stromausfällen. Teilweise werden bereits Ernteausfälle gemeldet oder zumindest erwartet. Besonders prekär ist die Lage in Norditalien geworden, insbesondere in der Poebene. Der Po hat bereits erhebliches Niedrigwasser. Am 04. Juli 2022 wurde in mehreren Regionen Norditaliens der Notstand ausgerufen.

Doch auch in Deutschland hat sich die Trockenheit bereits ausgewirkt, sowohl in der Landwirtschaft als auch auf die Wasserpegel einzelner Flüsse. Zahlreiche Städte und Kreise haben die Wasserentnahme aus Flüssen, Bächen oder Seen auf bestimmte Tageszeiten beschränkt oder ganz untersagt.

Niedrigwasser
Die Frühjahrstrockenheit hat sich in Deutschland
nicht nur in Form von Wassernutzungsbeschränkungen, sondern auch auf die Bundeswasserstraßen ausgewirkt mit durchweg niedrigeren Wasserständen als üblich. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) beschränken sich jedoch für die Schifffahrt relevante Niedrigwassersituationen derzeit (Stand 30.06.2022) im Wesentlichen auf die Mitte und den Osten Deutschlands. Betroffen sind insbesondere große Strecken von Weser, Elbe und Oder. Diese regionalen Unterschiede sind zum einen dadurch begründet, dass die Niederschläge unterschiedlich ausgefallen waren, aber auch durch Schmelzwasser aus den Mittel und Hochgebirgen, welches sich auf manche Flüsse (z.B. auf den Rhein) stärker auswirkt als auf andere.

Mindererträge in der Landwirtschaft
Trockenheit hat natürlich auch große Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Hier resultieren aufgrund fehlender Niederschläge trockene Böden, die das Wachstum der Pflanzen beeinträchtigen und zu Mindererträgen führen können.

Beim Winterweizen ist in weiten Teilen Deutschlands die kritische Marke von 30 % nFK (nutzbare Feldkapazität) unterschritten worden. Besonders im Ländereck Niedersachsen, MecklenburgVorpommern, Brandenburg und SachsenAnhalt sind verbreitet unter 10 % nFK berechnet worden, sodass besonders hier mit  Mindererträgen zu rechnen ist.

Klimaänderungen im Lauf der Jahrzehnte
Längerfristig haben in Deutschland seit 1881 die Niederschläge im Winter deutlich zugenommen (+47,7 mm), im Frühjahr dagegen nur leicht (+11,5 mm, Abb. 12). Allerdings ist für die neuesten Jahre eine Häufung der trockenen Frühjahre festzustellen: Seit 2009 waren bis auf eine Ausnahme im Jahr 2013 alle Frühjahre im Deutschland im Durchschnitt trockener als im Klimamittel 19812010 (und auch 19611990).

Blick in die nahe Zukunft
Das saisonale Klimavorhersagesystem des DWD sagt für die nächsten drei Monate (Juli-September 2022) in weiten Teilen Europas (außer im Norden und in Griechenland) trockenere Zustände im Vergleich zum vieljährigen Mittel von 1991-2020 voraus. Vor allem für West- und Mitteleuropa liegt die Wahrscheinlichkeit meist bei über 70 oder sogar 85% (verglichen mit einer Zufallswahrscheinlichkeit von 33% für jede Kategorie). Allerdings weisen saisonale Klimavorhersagen für Niederschlag noch deutliche Unsicherheiten auf, die mit Hilfe der Vorhersagegüte quantifiziert und dargestellt werden. Im Sommer besteht für die Zukunft die Gefahr eines verstärkten Ausgreifens der Trockenheit auch auf Mittel- und vor allem Westeuropa.