Halle. LAV. Mit 89 gemeldeten Tuberkulosefällen hat Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr unter dem bundesweiten Durchschnitt gelegen. Die Tuberkulose-Inzidenz im Land lag bei 4,1 Tuberkulosefällen auf 100.000 Einwohner (Bund: 4,9 Fälle/100.000 Einwohner). Im Jahr 2023 wurden dem Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) mit Stand 13.03.2023 bisher 17 Tuberkulose-Meldefälle gemäß Infektionsschutzgesetz von den Gesundheitsämtern in Sachsen-Anhalt übermittelt.
In Sachsen-Anhalt selten
In den drei Jahren vor der Corona-Pandemie wurden in Sachsen-Anhalt im Schnitt 140 Tuberkulose-Neuerkrankungen pro Jahr registriert. Mit der Pandemie sank die jährliche Zahl an Meldefällen auf 62 in 2020 und 79 in 2021.
Im Jahr 2022 waren fast 80 Prozent der in Sachsen-Anhalt gemeldeten Tuberkulosefälle männlich und knapp 40 Prozent stammten aus Deutschland. Damit ist die Tuberkulose in der Bevölkerung von Sachsen-Anhalt weiterhin selten, tritt häufiger bei Männern auf und häufiger bei Menschen mit Herkunft aus Tuberkulose-Hochinzidenzländern. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei Asylbewerbenden gesetzlich vorgeschriebene Tuberkulose-Untersuchungen stattfinden, sobald sie in Deutschland ankommen und in eine Erstaufnahmeeinrichtung aufgenommen werden. Durch diese Screeninguntersuchungen werden vermutlich mehr Erkrankungen registriert als in anderen Bevölkerungsgruppen.
Eine frühe Diagnose und eine dementsprechend frühzeitige Behandlung sind wichtig, um die Ansteckung anderer Personen zu verhindern. Wird einem Gesundheitsamt ein Fall von offener Lungentuberkulose gemeldet, begleitet und überwacht das zuständige Gesundheitsamt die Therapie der betroffenen Person und ermittelt außerdem ihre Kontaktpersonen, um diesen eine entsprechende Vorsorge oder Therapie zu empfehlen. Diese Kontrolle durch den öffentlichen Gesundheitsdienst ist von großer Bedeutung, um die Übertragung von Tuberkulose zu stoppen.
TBC ist noch immer weltweit verbreitet
Im Jahr 1982 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den 24. März zum Welttuberkulosetag mit dem Ziel, auf die Tuberkulose aufmerksam zu machen. Die Tuberkulose, früher Schwindsucht genannt, kommt immer noch weltweit vor. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern ist sie mit Inzidenzen von über 150 Tuberkulose-Erkrankungen auf 100.000 Einwohner besonders häufig, während z. B. die USA, Kanada und Westeuropa niedrige Inzidenzen aufweisen. Zu den aktuell am meisten betroffenen Ländern zählt der WHO-Tuberkulose-Report 2022 Bangladesch, China, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, die Philippinen und Südafrika.
Jährlich erkranken etwa 10 Millionen Menschen
Es wird geschätzt, dass etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose-Bakterien (v.a. Mycobacterium tuberculosis) infiziert ist. Bei Menschen mit kompetentem Immunsystem werden die Tuberkulosebakterien meist erfolgreich bekämpft und abgekapselt. Der Erreger verbleibt im Organismus und man spricht von einer latenten Infektion, solange die betroffene Person nicht erkrankt. Etwa 5-10 Prozent der Infizierten erkranken im Laufe ihres Lebens, das heißt, Wochen, Monate, Jahre oder auch Jahrzehnte nach dem zur Infektion führenden Kontakt, an Tuberkulose. In den ersten beiden Jahren ist das Erkrankungsrisiko am höchsten. Ein geschwächtes Immunsystem, Unterernährung oder Diabetes führen außerdem zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit und Lebensumstände wie Obdachlosigkeit und Armut. Laut WHO erkranken jedes Jahr 10 Millionen Menschen an Tuberkulose. Obwohl es sich um eine vermeidbare und heilbare Krankheit handelt, sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen daran.
Symptome
Die Krankheit befällt vor allem die Lunge, aber auch andere Organe, z.B. die Lymphknoten können befallen sein. Ein Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten, der auch blutig sein kann. Bei jedem länger als drei Wochen ohne Besserung bestehenden Husten und bei jedem Husten mit blutigem Auswurf sollte ärztliche Hilfe eingeholt werden. Auch unspezifische Symptome, wie ein schlechtes Allgemeinbefinden, Appetitmangel, unbeabsichtigte Gewichtsabnahme, leichtes Fieber, vermehrtes Schwitzen (besonders nachts) können Tuberkulose-Symptome sein.
Nicht alle Tuberkulose-Kranken sind ansteckend. Eine Ansteckungsgefahr geht von denen aus, welche an einer offenen Lungentuberkulose leiden. Die Übertragung erfolgt durch die Luft, wenn die Betroffenen husten, niesen oder spucken. Die Ansteckung erfolgt jedoch nicht so leicht wie bei anderen über die Luft übertragbaren Krankheiten. So sind bei einem Aufenthalt im selben Raum meist 8 Stunden und mehr nötig, um sich anzustecken. Das Ansteckungsrisiko steigt mit der Häufigkeit, Dauer und Enge des Kontakts zu Erkrankten.