Halle. IGBAU. Kerstin Fischer ist zur Vorsitzenden des Bezirksverbands Sachsen-Anhalt Süd der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gewählt worden. Die 59-Jährige übernimmt damit die Nachfolge von Karlheinz Weniger, der aus gesundheitlichen Gründen kürzertritt, und ist jetzt Interessenvertreterin von Bauarbeitern, Reinigungskräften und Forstbeschäftigten auch in Halle (Saale). Nach Angaben der Arbeitsagentur arbeiten in den Branchen der IG BAU in der Stadt aktuell rund 4.800 Menschen – 2.200 von ihnen im Bauhauptgewerbe und ebenfalls rund 2.200 in der Gebäudereinigung.
Fischer ist gelernte Facharbeiterin für chemische Produktion und wechselte in den 1990erJahren in die Reinigungsbranche. Die gebürtige Quedlinburgerin arbeitet aktuell in einem Unternehmen der Gebäudereinigung in Halle. Dem Bezirksvorstand der IG BAU gehört Fischer seit 13 Jahren an. Ehrenamtlich engagiert sie sich neben der Gewerkschaft im Widerspruchsausschuss der Rentenkasse Mitteldeutschland.
„Ob auf der Baustelle, in der Reinigungsfirma oder im Malerbetrieb – gerade am Arbeitsplatz kommt es darauf an, dass die Menschen an einem Strang ziehen. Bessere Löhne und Arbeitsbedingungen fallen nicht vom Himmel“, sagt Fischer. Die Gewerkschafterin appelliert an die Beschäftigten, sich für die eigenen Belange einzusetzen. Gerade das Handwerk in der Region sei in den nächsten Jahren auf Tausende zusätzliche Kräfte angewiesen. Fachleute sollten daher auf einer tariflichen Bezahlung bestehen und den Rat der IG BAU vor Ort suchen.
Zugleich will sich Fischer dafür einsetzen, dass Beschäftigte stärker mitentscheiden, wie ihr Job in Zukunft aussehe. Ein „Riesen-Thema“ sei hier die Weiterbildung. „Viele Branchen stehen vor einem enormen Umbruch. Ob es um die klimagerechte Sanierung von Altbauten, den Waldumbau im Forst oder die Digitalisierung in der Baubranche geht – Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen durch zusätzliches Know-how für die Zukunft fit gemacht werden“, so Fischer. Neue Trends und Technologien müssten den Beschäftigten zugutekommen, statt Jobs zu gefährden. Beim Wandel der Arbeitswelt sei es unverzichtbar, dass Gewerkschaften und Betriebsräte ein entscheidendes Wort mitredeten, betont die neu gewählte IG BAU-Bezirksvorsitzende.
Außerdem kündigt Fischer an, sich in politische Debatten einzumischen: „Viele Vorhaben der Berliner Ampel-Koalition haben direkte Auswirkungen in unserer Region – vom Mindestlohn über die Umgestaltung der Agrarwirtschaft bis hin zur gesetzlichen Rente. Bei all diesen Themen wird sich die IG BAU in Halle einbringen und dabei auch der Kommunal- und Landespolitik auf die Finger schauen.“