IHK-Konjunkturumfrage: Gewinne brechen ein

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Halle. IHK. Verunsicherung, Sorge, Pessimismus: Der Ukraine-Krieg und seine Folgen – knappe und teure Energie – schlagen heftig auf die Stimmung der Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt. Das belegt die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Der IHK-Geschäftsklimaindikator war im 2. Quartal 2022 mit -3,9 Punkten weiterhin leicht negativ. Insbesondere die Geschäftserwartungen blieben weiterhin sehr pessimistisch, berichtet IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. „Die steigenden Kosten für Energie- und Rohstoffe belasten die Unternehmen über alle Branchen hinweg. Auch in der heimischen Industrie, unserer Konjunktur-Lokomotive, verschlechtert sich die Gewinnlage deutlich“, warnt Bieräugel. Da sich die Krise in den vergangenen Wochen eher noch verschärft hätte, sei vorerst keine Entspannung und damit weiter steigende Verkaufspreise zu erwarten. 

Die Industrie leidet unter einbrechenden Gewinnen trotz der im Sommer noch stabilen Umsätze und Auftragseingänge. Das Geschäftsklima bleibt mit 6,1 Punkten auf niedrigem Niveau konstant. Dabei ist die Geschäftslage weiterhin robust, die Erwartungen allerdings überwiegend negativ. Die steigenden Energiepreise sorgen derweil für einen anhaltend hohen Kostendruck. Diese über Preissteigerungen weiterzugeben, gelingt immer weniger. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet deshalb einen Absatzrückgang.

Im Baugewerbe kippt im zweiten Quartal die bisher robuste Stimmung. Nach einigen Jahren mit guten Rahmenbedingungen sorgen steigende Kreditzinsen und höhere Preise für Zurückhaltung der Bauherren – die Auftragseingänge gehen deutlich zurück. Trotz bisher noch guter Auslastung ist das Geschäftsklima entsprechend gesunken und mit 0,4 Punkten kaum noch positiv. Dahinter stehen sehr pessimistische Geschäftserwartungen insbesondere im Hochbau und Ausbau.

Im Dienstleistungsgewerbe ist die Perspektive ebenfalls von Unsicherheit geprägt. Die Geschäftslage im zweiten Quartal bleibt aber vorerst stabil positiv. Hier sorgen Aufhellungen im Bereich der personenbezogenen Dienstleister nach dem Ende der Corona-Einschränkungen für eine Gegenbewegung. Das Geschäftsklima ist angesichts pessimistischer Erwartungen mit -4,6 Punkten aber weiterhin leicht negativ. Auch hier kommen die Kostensteigerungen der letzten Quartale nun stärker an – sowohl bei Energie und Rohstoffen als auch bei den Arbeitskosten.

Der Handel hat die im Vorquartal sichtbare Erholung im Sommer beendet, das Geschäftsklima trübt auf -20,8 Punkte ein. Angesichts sinkender Kaufkraft durch die grassierende Inflation leidet die Konsumneigung der Verbraucher und weitere Preiserhöhungen lassen erneute Umsatzrückgänge in den kommenden Monaten erwarten. Einzig im Kfz-Handel gab es angesichts stabiler Verkaufspreise eine leichte Aufhellung.

Im Verkehrsgewerbe setzt sich der Stimmungseinbruch vom Jahresbeginn im zweiten Quartal nicht fort – die Geschäftslage hat sich stabilisiert und ist zurück im positiven Bereich. Insbesondere stabile Auftragseingänge haben hier für etwas Entspannung gesorgt. Entwarnung gibt es indes noch nicht, die Geschäftserwartungen sind weiterhin sehr negativ, so dass die Unternehmen das Geschäftsklima mit -13,5 Punkten weiterhin mehrheitlich pessimistisch bewerten. Die auslaufende Spritpreisbremse dürfte die angespannte Gewinnlage hier weiter verschärfen.

IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier hebt hervor:
„Für nicht wenige Unternehmen in unserer Region werden weiter steigende Energiekosten existenzbedrohend.“ Teilweise müsse die Produktion schon gedrosselt oder eingestellt werden, um weitere Verluste zu vermeiden. Dies wirke sich insbesondere in der Industrie sowie zwangsläufig dann auch auf weitere Glieder der Wertschöpfungskette aus. „Die Unternehmen brauchen Entlastungen, dringend“, mahnt Brockmeier. So solle der Bund finanzielle Unterstützung für besonders hart betroffene Betriebe sicherstellen sowie den im kommenden Jahr geplanten weiteren Anstieg des nationalen CO2-Zusatzpreises zumindest verschieben. Man könne auf Gas bei der Stromerzeugung verzichten, wenn der Abschalttermin noch laufender Kernkraftwerke verschoben werde. Wir erleben gerade ein Fiasko der deutschen Energiepolitik. Spätestens jetzt gilt es, alle Optionen zu prüfen – ohne ideologische Scheuklappen.“