100 Jahre Stadion an der Kantstraße

HFC Stadion
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Halle. HFC. Der 27. Mai ist ein besonderes, ein historisches Datum für den Fußball-Standort Halle. Vor 100 Jahren, am 27. Mai 1923 wurde der Vorläufer des LEUNA-CHEMIE-STADIONS mit einer großen Sportwoche als „Stadion am Gesundbrunnen“ eröffnet und eingeweiht.

Der berühmte Architekt Wilhelm Jost, der unter anderem das Stadtbad in Halle konzipiert hatte, wurde mit dem Projekt Stadion in Halle an der Saale beauftragt. Die ursprüngliche Arena wurde ab 1935 weiter ausgebaut und mit einem Fassungsvermögen von 35.000 Zuschauern am 22. August 1936 als Mitteldeutsche Kampfbahn seiner Bestimmung übergeben. Im Olympiajahr 1936 fanden in eben jener Sportstätte die Deutschen Polizei-Fünfkampf-Meisterschaften statt, die Disziplin Handgranatenwerfen wurde beispielsweise im kompletten Dienstanzug ausgetragen. 1939 erfolgte dann die Umbenennung in Horst-Wessel-Kampfbahn, nachdem es bereits eine Mitteldeutsche Kampfbahn in Erfurt gab.

Der Name des Stadions wurde nach Kriegsende umgehend geändert, vom Nazi Horst Wessel als Namensgeber des Wessel-Liedes in Kurt Wabbel-Stadion, benannt nach dem im KZ getöteten Widerstandskämpfer und KPD-Politiker. Am 4. November 1945 fand das Stadtauswahlspiel zwischen Halle und Dessau bereits im „Kurt Wembley-Stadion“ statt, wie es später in Fankreisen liebevoll bezeichnet wurde. Oder auch: KWS. Neben Sportveranstaltungen wurden fortan auch politische Manifestationen mit bis zu 60.000 Menschen (1951) in dem „Tempel“ ausgetragen. Das Fußballspiel mit der vermutlich größten Kulisse in Halle an der Saale ist am 25. August 1951 notiert, bis zu 45.000 Zuschauer verfolgten das legendäre Duell zwischen Turbine Halle und dem Hamburger SV (2:2). In eben jenem Stadion feierte Turbine Halle die Meisterschaft 1951/52.

Doch im Kurt Wabbel-Stadion wurde nicht nur Fußball gespielt. Mehrfach war die Aschenbahn Ziel von Friedensfahrt-Etappen, in den 40er und 50er Jahren gab es Freiluft-Boxveranstaltungen, sechs Mal war das KWS Austragungsort von Deutschen Feldhandball-Meisterschaften, in den 90er Jahren gab es Konzerte von Aerosmith und Rod Stewart.

Dennoch blieb Fußball die Priorität im KWS. Nach Renovierung der Tribüne (1961) und der Einweihung der Flutlichtanlage 1969 beim Freundschaftsspiel des HFC Chemie gegen Gornik Zabrze vor 20.000 Besuchern fanden von 1975 bis 1988 insgesamt fünf Länderspiele der DDR-Nationalmannschaft in Halle statt, der HFC spielte im Europapokal gegen OFK Belgrad, PSV Eindhoven und Torpedo Moskau, die FDGB-Pokalendspiele 1949, 1968 und 1971 gingen in Halle über die Bühne und 1995 gastierte der FC Bayern München vor 16.200 Zuschauern beim damaligen Verbandsligisten Hallescher FC. Zu diesem Zeitpunkt herrschte fußballerische Tristesse an der Saale nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 1992.

Den traurigen Höhepunkt seiner wechselvollen Geschichte erlebte das KWS am 26. September 1997, als 10.000 Zuschauer das Stadtderby zwischen dem Hallescher FC und dem VfL Halle bewohnen wollten. Beim Fallschirmunglück unmittelbar vor Anpfiff kamen insgesamt vier Menschen ums Leben.

2008 beschloss der Stadtrat Halle, das altehrwürdige KWS abzureißen und einen Neubau zu planen. Am 20. September 2011 wurde die moderne Fußball-Spielstätte mit der Begegnung des Halleschen FC gegen den Hamburger SV (1:4) vor ausverkauftem Haus mit 15.000 Zuschauern in Betrieb genommen. Zehn Jahre lang firmierte das neue Stadion unter dem Namen Erdgas-Sportpark und erlebte 2012 den Aufstieg des HFC in die 3. Liga, ehe 2021 die Umbenennung in LEUNA-CHEMIE-STADION erfolgte. Eigentümer der Sportanlage ist nach wie vor die Stadt Halle. Der HFC gratuliert seinem „Wohnzimmer“ zum Jubiläum mit hundertjähriger Tradition.