Spezialisten diskutieren über Teilhabe von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung

Foto: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale).

Halle. EK. Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) arbeiten ambulant und ergänzen das bestehende medizinische Versorgungsangebot der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. An einem MZEB werden erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung oder Mehrfachbehinderung, die aufgrund der Art, Schwere oder Komplexität ihrer Behinderung eine spezielle medizinische Versorgung benötigen, behandelt. Beim dritten Gesamtdeutschen MZEB-Kongress haben sich Verantwortliche und Partner zu Beginn dieses Monats in Halle auf gemeinsame Zielrichtungen verständigt und die Situation der derzeit rd. 85 deutschen MZEBs diskutiert.

Menschen mit einer geistigen oder Mehrfachbehinderung stehen im Alltag vor einer Vielzahl von Problemen. Diese betreffen häufig nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern auch Sinneseinschränkungen und die Kommunikation mit anderen Menschen. Seit rund sechs Jahren greift das Konzept des MZEBs bundesweit die Bedürfnisse der Patienten im Erwachsenenalter auf und bietet eine spezialisierte Diagnose und Therapie an. Dabei kommt es auf die enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten an, um Bedarfe frühzeitig erkennen und auch Patienten mit teilweise sehr seltenen Erkrankungen optimal behandeln zu können. Entscheidend ist zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen in der jeweiligen Einrichtung, unter anderem des ärztlichen Personals, der Pflegenden, der Therapeuten und der psychiatrischen Fachrichtungen.

In Sachsen-Anhalt gibt es mittlerweile vier MZEBs: Neben Halle (Saale) auch in Magdeburg, Bernburg und Neinstedt. Das MZEB am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara besteht seit März 2019. Gabriele Anders ist Oberärztin und Ärztliche Leiterin der Einrichtung an Krankenhaushausstandort St. Barbara. Sie zieht eine positive Bilanz der vergangenen zweieinhalb Jahre: „Gemeinsam mit unseren Partnern ist es gelungen, eine Versorgungslücke in Halle und der Region zu schließen. Wir möchten nicht nur eine Lotsenfunktion erfüllen, sondern auch gezielte Therapien für unsere Patientinnen und Patienten entwickeln.“

Der diesjährige Kongress in der halleschen Händel Halle führte Spezialisten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der Bundesarbeitsgemeinschaft MZEB e.V., der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung e.V. sowie der Deutschen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Die Tagungspräsidentschaft hatten Gabriele Anders, Dr. Sabine Lindquist und Krankenhausgeschäftsführer Thomas Wüstner in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft MZEB inne.

Im Zentrum der Vorträge und Workshops stand die Idee, die einzelnen Einrichtungen fachlich noch besser zu vernetzen, aber auch gemeinsame Interessen gegenüber der Politik und den Kostenträgern zu formulieren. Das schnelle Wachstum des MZEB-Konzepts in Deutschland wurde von den Teilnehmenden als Erfolg und Chance gleichermaßen gesehen. Auch Neuerungen auf dem Gebiet der Medizintechnik, zum Beispiel bei Prothesen, Implantaten, Sprachsteuerung und Gesichtserkennung, konnten ausführlich besprochen werden.

Das Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) und sein MZEB möchten sich neben dem medizinischen Versorgungsauftrag auch künftig aktiv für die Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung oder Mehrfachbehinderung einsetzen, unter anderem durch eine Kooperation mit den Special Olympics (https://specialolympics.de).