Giftnotruf warnt vor Pilzvergiftungen: Frau stirbt nach Verzehr eines Knollenblätterpilzes

Natur
© H@llAnzeiger - Symbolbild.

Erfurt. GIZ. Die Pilzsaison ist im September richtig durchgestartet, die Wälder voll mit Pilzen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zuständige Giftnotruf in Erfurt in diesem Jahr bereits 175 Mal wegen einer möglichen Pilzvergiftung kontaktiert wurde.

Die Symptome einer Pilzvergiftung reichen von mehr oder weniger heftigen Brechdurchfällen bis hin zum Multiorganversagen mit Todesfolge. Um selbst gesammelte Pilze “ungestraft” genießen zu können, sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen beachten. Insbesondere sollten Pilze, die man nicht hundertprozentig kennt, stehen gelassen werden.

Verdachtsfälle Pilzvergiftungen
Quelle: Giftinformationszentrum, Stand: 05.10.2022

Achtung Verwechlungsgefahr

Gefährlich und lebensbedrohlich kann es werden, wenn Champignons mit dem tödlich giftigen Knollenblätterpilz verwechselt werden. Knollenblätterpilze wachsen vom Mai bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern in ganz Europa. Die Giftigkeit aller Knollenblätterpilze ist nahezu gleich und beruht auf dem Gehalt an Amatoxin, einem starken Zellgift, dass eine schwere Leberschädigung auslösen kann. Eine Verwechslung der Knollenblätterpilze mit dem Wiesenchampignon, dem Waldchampignon und dem weißen Anisegerling wird durch die Tatsache begünstigt, dass das der Erscheinungsbild der Arten variieren kann und es geschmacklich praktisch keine Unterscheidungsmöglichkeit gibt.

Frau stirbt nach Verzehr eines Knollenblätterpilzes

Aufgrund eines aktuellen Falles, bei dem eine ältere Frau an den Folgen des Verzehrs eines Knollenblätterpilzes verstarb, warnt der Giftnotruf eindringlich alle Pilzsammler vor dem unbedachten Verzehr nicht genau bestimmter Pilze.

Die 76-jährige Frau sammelte auf einer Wiese Pilze, die sie für Champignons hielt. 19 Stunden nach der Zubereitung und dem Verzehr der Pilze kam es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, was die Frau veranlasste, das nächstgelegene Krankenhaus aufzusuchen. Pilzreste der Mahlzeit waren nicht mehr vorhanden. Nach Kontaktaufnahme mit dem Giftnotruf Erfurt wurde wegen der langen Zeit zwischen Pilzmahlzeit und dem Auftreten von Magen-Darm-Beschwerden der Verdacht auf eine Vergiftung mit einem Knollenblätterpilz geäußert und eine entsprechende Behandlung eingeleitet (wiederholte Kohlegabe, Verabreichung des Gegengiftes Silibinin).

Trotz dieser Maßnahmen kam es zu einer ausgeprägten Leberschädigung. Schließlich wurde die Patientin in eine Universitätsklinik verlegt für eine eventuelle Lebertransplantation. Diese konnte allerdings nicht mehr durchgeführt werden und die Patientin verstarb nach mehreren Tagen an den Folgen eines Leberversagens.

Bei Verdacht einer Pilzvergiftung sofort zum Arzt

Schon beim geringsten Verdacht auf eine Verwechslung mit giftigen Pilzen sollte eine umgehende Vorstellung in den nächstgelegenen Klinik erfolgen.

Symptome einer Pilzvergiftung sind vielfältig. Am häufigsten sind Magen-Darm-Beschwerden, die kurz nach der Mahlzeit, aber auch noch viele Stunden später auftreten können. Verdächtig sind außerdem Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bewusstseinsstörungen wie Schläfrigkeit oder auch Erregungszustände, Halluzinationen, Sehstörungen, enge oder erweiterte Pupillen, Krampfanfälle, Schwitzen, Tränen- und Speichelfluss, Beschwerden beim Wasserlassen, Muskelschmerzen.

Außerdem sollte unbedingt versucht werden, die infrage kommenden Pilze identifizieren zu lassen. Pilzreste oder ein anderes Exemplar derselben Art und ggf. Erbrochenes sollten deshalb sichergestellt werden. Der Giftnotruf kann bei der Koordinierung der Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Laien und medizinisches Personal helfen (Notruf 0361 – 730730, 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr).