Neue Herztherapie gegen quälenden Brustschmerz am Elisabeth-Krankenhaus

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Halle. EKH. Wenn eine Patientin oder ein Patient mit Brustschmerzen ein Krankenhaus aufsucht, kann sehr häufig ein kardiologisches Problem die Ursache für die Beschwerden sein. Insbesondere bei männlichen Patienten im fortgeschrittenen Alter können die Herzkranzgefäße, zum Beispiel aufgrund von Bluthochdruck, Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen, verengt sein. Aber auch Patienten im jüngeren Alter können betroffen sein und kommen oft nur auf Umwegen zu den Spezialisten, die eine gezielte Diagnose und Therapie anbieten. An der Medizinischen Klinik II (Kardiologie, Diabetologie) am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) wurde nun mit einem sogenannten Coronar Sinus Reducer eine neue, wirksame Therapieform zum Einsatz gebracht.

Lebensqualität betroffener Patienten ist deutlich eingeschränkt

Bernd Hamann aus Schkopau ist schon seit vielen Jahren Herzpatient. Bereits im Jahr 1998 hatte er insgesamt fünf Bypässe erhalten. Seit Anfang 2016 klagte er über zunehmende Schmerzen und ein Engegefühl im Brustkorb sowie den Verlust von körperlicher Leistungsfähigkeit. Trotz wiederholter Herzkatheteruntersuchungen und Aufdehnungen der Herzgefäße und Bypässe bestanden die Beschwerden weiter. In diesem Jahr erhielt der 86jährige Patient in der Medizinischen Klinik II unter der Leitung von Chefarzt Dr. Sebastian Nuding am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara eine präzise Diagnose: Therapierefraktäre Angina pectoris.

Die Lebensqualität der betroffenen Patienten ist deutlich eingeschränkt. Alle paar Stunden müssen Sie ein gefäßerweiterndes Medikament zu sich nehmen, damit die bereits bei leichter körperlicher Belastung auftretenden Brustschmerzen zeitweise verschwinden. Eine Situation, die für Betroffene wie Dr. Bernd Hamann einen erheblichen Leidensdruck mit sich bringt. Problematisch wird die Situation spätestens dann, wenn die medikamentöse Behandlung an Wirksamkeit verliert. Ein Grund dafür kann sein, dass die Gefäßverengungen so stark ausgeprägt sind, dass selbst die Kombination verschiedener Medikamente nicht mehr ausreicht, um die Beschwerden zu lindern und sich die Blutversorgung durch Herzkatheter oder BypassOperation nicht mehr verbessern lässt.

Neue Therapie regional bisher nur im Elisabeth-Krankehaus

Seit etwa drei bis vier Jahren ist eine neue Therapie bekannt der Coronar Sinus Reducer, eine besondere Gefäßstütze. Das Vorgehen der Spezialisten im Herzkatheterlabor am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara: Unter leichtem Schlaf ohne Narkose wird das kleine Drahtgeflecht in Form einer Sanduhr in die größte Herzvene eingeführt. Durch diese Taillierung bzw. künstliche Verengung wird der Blutabfluss aus dem Herzen gezielt verlangsamt. Die Kontaktzeit des Blutes mit den unterversorgten Bereichen im Herzen erhöht sich durch den Stau des abfließenden Blutes, das Blut wird umverteilt und die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels insgesamt verbessert. In Halle und der Region wird die neue Therapie bislang nur im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara durchgeführt. Drei Viertel der so behandelten Patienten erfahren langfristig eine Verbesserung hinsichtlich ihrer Beschwerden. Bereits ca. zwei Tage nach dem Eingriff können sie das Krankenhaus wieder verlassen. Etwa drei Monate danach steht fest, ob die Therapie greift. Die kleine Gefäßstütze verbleibt lebenslang im Körper. Der Eingriff wird vollständig von den Krankenkassen übernommen. Als Nachsorge genügen die regulären Kontrolltermine beim Hausarzt oder beim Kardiologen.

Chefarzt Dr. Sebastian Nuding zeigt sich zufrieden: „Mit dem Coronar Sinus Reducer haben wir im breiten Behandlungsspektrum unserer Klinik eine zusätzliche Option, um Patienten in einer ernsthaften persönlichen Notsituation helfen zu können. Auch bei dieser neuen Therapieform hat sich gezeigt, wie flexibel und professionell das Team der Klinik neue und fortschrittliche Behandlungsformen umsetzt.“