Halle. SV. 35, 36, 37 Grad Celsius… Die letzten Tage haben es gezeigt: Die Freibäder sind rappelvoll, auch voller Kinder, die Abkühlung und Badespaß haben wollen. Doch wie gut sind ihre Schwimmkünste? Durch die Corona-Krise hat auch 2021 der Schwimmunterricht nicht vollumfänglich stattfinden können. Die Gefahr von Badeunfällen ist laut der DLRG Sachsen-Anhalt* gleichbleibend hoch.
Umso erfreulicher ist es, dass sich Halles Schwimmvereine wieder geschlossen am „Aufhol-Unterricht“ beteiligen. Weit über 1.000 Kinder sollen aktuell in den Sommermonaten „schwimmsicher“ gemacht werden. Dazu bieten Halles Schwimmvereine, allen voran der SV Halle, die Schwimmsportvereinigung 70 Halle-Neustadt (SSV 70) und die DLRG Sachsen-Anhalt Intensiv-Schwimmkurse an. Unterstützt wird das Vorhaben von der Bäder Halle GmbH, welche hierfür die Neustädter Schwimmhalle sowie die Halle in der Robert-Koch-Straße in den Ferien zur Verfügung stellt.
Die Nachfrage nach Kinderschwimm-Kursen ist groß. So groß, dass bereits alle Plätze seit Wochen ausgebucht sind. „Generell ist es immer ratsam, dass die Eltern ihre Kinder schon im Frühjahr bei uns anmelden“, sagt Grit Michalak, Organisatorin vom Kinderschwimm-Camp des SV Halle. 150 Kinder werden hier in drei Durchgängen fit gemacht. Dazu wird vom SV Halle ein Komplett-Angebot aus Betreuung, Unterricht sowie Spiel und Spaß mit täglichen lehrreichen Exkursionen organisiert.
Grit Michalak spricht von einer deutlichen Herausforderung. „Aktuell sind 81 Kinder dabei, die überhaupt noch nicht schwimmen können. Wir beginnen hier ganz von vorn“, sagt sie. Zusätzlich bietet der Verein Wassereingewöhnungs-Kurse für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren in den Sommerferien vom 18. Juli bis 5. August an. Hier gibt es auch noch freie Plätze. Die Kurse, die eine ideale Vorbereitung aufs Seepferdchen sind, finden montags, dienstags und donnerstags von 15.30 bis 16.15 Uhr in der Robert-Koch-Straße statt.
Anmeldung bei Frau Penelope Dix unter: info@saalehaie.de
In puncto Kinderschwimm-Unterricht ziehen auch die SSV 70 Halle-Neustadt und die DLRG Sachsen-Anhalt mit. Laut Holger Friedrich, Geschäftsführer der DLRG Sachsen-Anhalt, mache sein Verein vom Juni bis September 2022 insgesamt zwölf Angebote für etwa 900 Kinder. Bei der SSV 70 Halle-Neustadt laufen die Kinderschwimm-Kurse vom 08. bis zum 26. August. Beide Kursangebote sind durch die hohe Nachfrage ebenfalls voll ausgebucht.
„Kinder, die bislang das „Seepferdchen“ nicht geschafft haben, könnten hier auf ihren Vorkenntnissen aufbauen“, erklärt Marion Mehlis, Vorsitzende des Stadtfachausschusses Schwimmen, die zugleich die Angebote der SSV 70 Halle-Neustadt koordiniert. Das Augenmerk liege aber auf der „Ablegung des Schwimmabzeichens“. Erst das Abzeichen garantiere die notwendige Sicherheit im Wasser. Besonders schön sei es, dass man jetzt in der Neustädter Schwimmhalle auch ukrainischen Kindern das Schwimmen beibringen kann. Für diese Aufgabe konnte jüngst die ukrainischen Trainerin Julia Demchenko gewonnen werden.
Last but not least füllt die SSV 70 Halle-Neustadt eine weitere Lücke, wenn es um die Schwimmausbildung geht. Da bislang in Halle keine Schwimmkurse für Jugendliche und Erwachsene angeboten wurden (außer für Studierende), habe man auch hier nachgebessert. Teilnehmer sollten mindestes zwölf Jahre alt sein. Laut Marion Mehlis gibt es zumindest für dieses Angebot noch freie Plätze
Angebote und Infos dazu auf: www.ssv70.de
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* Statistische Aussagen durch Holger Friedrich, Geschäftsführer der DLRG Sachsen-Anhalt: „In Sachsen-Anhalt sind wir im Bereich der Wasserrettung mit jährlich ca. 500 Hilfeleistungen unterwegs, dazu kommen rund 50 Rettungseinsätze hinzu, bei denen akute Lebensgefahr besteht. In ca. 60 Prozent dieser Fälle können die Menschen noch vor dem Ertrinken rechtzeitig gerettet werden, weil das Rettungssystem pünktlich eingesetzt und/oder eine Rettungskette funktioniert hat. Bei den restlichen 40 Prozent dieser Fälle kommt jede Hilfe zu spät. Im Schnitt sterben in Sachsen-Anhalt jährlich 15 Menschen durch Ertrinken.
Aktuell sind 2021 in Sachsen-Anhalt zwölf Menschen ertrunken. Betroffen sind vor allem ältere Menschen über 55 Jahre, vorrangig ist hier der Todesfall auf negative Begleiterscheinungen im Herz-Kreislauf-System zurückzuführen.
Sieben Prozent der Ertrinkungsfälle in Sachsen-Anhalt sind Kinder. Das sind ein bis zwei Kinder pro Jahr. In den letzten neun Jahren sind in Halle zwei Kinder ertrunken (in 2016 und in 2017). Diese niedrigen und guten Zahlen sind auf ein optimiertes Rettungssystem, auf ein gutes und bewachtes Badeangebot sowie auf ein umfangreiches Schwimmlernangebot für Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren zurückzuführen. Seit 2020 laufen wir aber Gefahr, dass sich diese gute Situation drastisch verschlechtern wird, da, bedingt durch die Coronapandemie, viele Schwimmangebote nicht angeboten werden konnten.“