Halle-Merseburg. AWO/SuIB. Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan – mit verheerenden Folgen. Darauf macht die Schuldnerberatung der AWO Erziehungshilfe gGmbH in der Hallorenstraße 31 A in Halle Neustadt anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung (30.05. bis 03.06.2022) aufmerksam, und fordert einen Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung.
Eine Krankheit, eine Periode der Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger oder Vermieter: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Das haben wir in der Pandemie erlebt, das erleben wir jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise. Und plötzlich ist man nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet, und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können.
Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatungen da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern.
Wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch, werden aber die Wartelisten auch in Halle immer länger. Die AWO Halle-Merseburg fordert einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen, mit einer stabilen auskömmlichen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert und Insolvenzen verhindert werden.
Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV) veranstaltet die Aktionswoche. Die AG SBV vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen bzw. als Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen). Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für die überschuldeten Menschen kostenfrei. Die gemeinnützige Schuldnerberatung ist bundesweit uneinheitlich und chronisch unterfinanziert. Bereits vor der Corona-Krise konnten nur zehn bis 15 Prozent der überschuldeten Menschen beraten werden. Es ist zu erwarten, dass sich die Schuldensituation der Menschen noch verschärft. Somit werden die Schuldnerberatungen immer wichtiger.