Halle. Trotzburg. Am letzten Wochenende begann das Trotzburgfestival auf der Oberburg Giebichenstein in Halle (Saale). Ursprünglich wurde es als Reaktion auf den ersten Lockdown durch das Stadtmuseum Halle initiiert. Am Eröffnungswochenende konnten die zahlreichen Zuschauer drei sehr unterschiedliche Konzerte erleben.
Die Eröffnung des Festivals übernahm die „Seldom Sober Company“ mit hochklassig gespieltem Irish Folk. Die Band, bereits seit 19 Jahren unterwegs, konnte in neuer Besetzung absolut überzeugen und ein absolut beseeltes Publikum zurücklassen.
Den Samstag bestritten mit einem furiosen Auftritt „Die Zöllner“ im Duo Infernale. Dirk Zöllner und André Gensicke wurden an diesem Abend durch den halleschen Gitarristen Holger (Scotti) Gottwald begleitet. Zöllners Lieder, teilweise schon vor einigen Jahrzehnten geschrieben haben nichts von ihrer Kraft und ihrem hintergründigen Schalk eingebüßt. Still wurde es, als Zöllner ein Friedenslied ankündigte: „Bleifrei“, ein von Zöllner vertonter Text Werner Karmas holte unvermittelt die Unmenschlichkeit jeglicher Kriege für kurze Zeit auf die Burg Giebichenstein.
Dr. Donner rollte dann am Sonntagnachmittag wie ein Sommergewitter über die Burg. Mit ihrem Sänger Fabix, der Wucht von sieben Blechbläsern und zwei Schlagwerkern erschütterten sie die alten Burggemäuer nachhaltig.
Ab Mittwoch, 15.06.2022, erwarten die Freunde handgemachter Musik „Tricky Notes“, eine hallesche Folkrockband mit einem ambivalenten Hang zu Bach und Jethro Tull.
Freunde virtuoser Gitarrenmusik werden am Donnerstag bei „Hands On Strings“ voll auf ihre Kosten kommen. Thomas Fellow und Stephan Bormann gelten als zwei der einflussreichsten Protagonisten der aktuellen Gitarrenszene – Stephan nicht zuletzt durch musikalische Projekte (Cristin Claas, Nils Landgren) und Thomas als perkussive One-Man-Band bei Friend `n Fellow.
Robert Zimmermann alias Bob Dylan ist am Freitag leider verhindert. Dafür zelebrieren 10 hervorragende Musiker aus Thüringen dessen Songs unter dem Titel „For Ever Young – Bob Dylan Tribute“ Der Samstag gehört ganz dem A Capela Gesang. „Java Five“, das sind fünf gut gekleidete Herren, die ihre Bigband zu einem einsam zupfenden Gitarristen eingeschmolzen haben und seit 25 Jahren den Swing der 30er – fast a cappella zelebrieren.
Die zweite Woche des Trotzburgfestes endet am Sonntag mit dem Liedermacher Bastian Bandt, der sich mit seinem Album „Alle Monde“ nicht nur den Preis der deutschen Schallplattenkritik verdiente, sondern einen gereiften Liederdichter, der sich sein Land und seine Geschichte zurückgeholt hat, offenbart. Jedem sarkastischen Grinsen zieht er ein befreiendes Lachen vor, ohne auf zärtliche Melancholie zu verzichten.
