Himmelsscheibe von Nebra seit 10 Jahren UNESCO-Dokumentenerbe

Halle. LDA. Die weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra, im Juli 1999 auf dem Mittelberg von Sondengängern entdeckt und illegal ausgegraben, konnte im Februar 2002 im Rahmen einer spektakulären Lockvogelaktion unter Mitwirkung des Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt Harald Meller durch die Schweizer Polizei sichergestellt werden. In der Folge der Sicherstellung kam es nicht nur zu polizeilichen Ermittlungen und mehreren Gerichtsprozessen gegen die Raubgräber und Hehler, sondern auch zu umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen, in deren Fokus die Himmelsscheibe selbst, aber auch das kulturelle Umfeld standen, in dem sie vor mehr als 3.600 Jahren geschaffen wurde.

Mit der Himmelsscheibe von Nebra birgt die Sammlung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) einen archäologischen Fund von Weltgeltung. Die mehr als 3.600 Jahre alte Bronzescheibe mit Goldapplikationen zeigt die älteste bekannte Darstellung kosmischer Phänomene. Aufgrund ihrer Bedeutung wurde sie am 18. Juni 2013 in das UNESCO-Dokumentenerbe “Memory of the World” aufgenommen.

Die Himmelsscheibe wurde um 1.600 vor Christus zusammen mit ihren Beifunden – zwei Schwertern, zwei Beilen, zwei Armspiralen und einem Meißel – auf dem Mittelberg vergraben. Sie vereint regional vorhandenes, vermutlich aus Babylonien stammendes astronomisches Wissen und Materialien aus unterschiedlichen Regionen Europas: Kupfer aus dem Alpenraum, Zinn und Gold aus Cornwall. Die Himmelsscheibe ist damit sowohl Zeugnis als auch Schlüssel zu einer lange vergangenen, aber dennoch erstaunlich vernetzten Epoche.

Auf dem Weltdokumentenerbe ist die früheste Darstellung einer Schaltregel verschlüsselt abgebildet. Mit dieser Regel lassen sich Sonnen- und Mondkalender annäherungsweise in Einklang bringen. Die ältesten Kalendersysteme basieren auf der Abfolge der Mondzyklen und waren sogenannte Lunarkalender. Allerdings ist das Mondjahr etwas kürzer als das Sonnenjahr. Um zu verhindern, dass beispielsweise Feiertage deshalb durch das Jahr wandern, waren regelmäßige Anpassungen durch das Einfügen von Schalttagen oder Schaltmonaten notwendig. Diese einfache Erkenntnis stellt die Menschen bis heute in der Praxis vor große Probleme, da beide Zyklen nicht ganzzahlig umgerechnet werden können. Wir wissen heute, dass ein Sonnenjahr – also der Umlauf der Erde um die Sonne – ungefähr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert. Der darauf basierende Sonnenkalender misst abgerundet 365 Tage und ist damit um 11 Tage länger als der Mondkalender.

Die Himmelsscheibe von Nebra kann im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) im Original bewundert werden. Mit der Errichtung eines modernen Besucherzentrums, der Arche Nebra, am Fuße des Mittelbergs wurde der Bedeutung des Fundortes Rechnung getragen.

Am 21. Juni 2023, dem Tag der Sommersonnenwende, wird das Besucherzentrum Arche Nebra nach neunmonatiger Schließung und Modernisierung wiedereröffnet. Ab 14 Uhr öffnen sich, an diesem Tag bei freiem Eintritt, seine Türen wieder für die Öffentlichkeit. Interaktive Präsentationen, Planetariumsshow, Kunst auf dem Weg zum Fundort und ein astronomischer Aussichtsturm laden dann wieder Interessierte aus Nah und Fern in die Welt der Himmelsscheibe ein.