Das Modellprojekt 4+1 des Bildungsministeriums sorgt weiterhin für massive Kritik. Es sieht vor, dass vier Tage in der Woche Präsenzunterricht stattfindet. Am fünften Tag können die Schulen digitale oder hybride Formate einbinden. Auch Phasen des selbst organisierten Lernens oder Besuche in Firmen oder Unternehmen, um den Schülerinnen und Schülern vor Ort Praxiswissen zu vermitteln, sind möglich.
„Nach 2 Jahren Corona, in dem zum Teil sehr massiv auf die Schulpflicht und damit auch auf den Schulbesuch beharrt und verwiesen wurde, stellt dieses Modell die Glaubwürdigkeit von Lehrkräften und von Schulen sehr in Abrede.“ Mit diesen Worten kommentiert der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung Sachsen-Anhalt (VBE), Torsten Wahl, das Vorhaben des Bildungsministeriums.
Der Verband sieht das Projekt als „Bankrotterklärung des Landes Sachsen-Anhalt im Bildungsbereich” und als Vorwand der Landesregierung um Lehrkräfte einzusparen.
„Vier Tage Schule und dann? […] Hier wird eindeutig Lebens- und Lernzeit auf Kosten der Schülerinnen und Schüler vergeudet. […] Ein Distanzlerntag bedeutet für die Lehrkräfte eine enorme zusätzliche Belastung“ so Wahl.
Das Bildungsministerium sah sich deshalb am Freitag zu einer Stellungnahme genötigt: “Am Modellprojekt nehmen zunächst 12 Schulen teil. Die Teilnahme ist freiwillig. Mit dem Modellprojekt soll Schulen im Rahmen ihrer jeweiligen Bedingungen mehr Flexibilität bei der Unterrichtsplanung und -durchführung gegeben werden. […] Das Modellprojekt bezieht sich nur auf das Schuljahr 2022/2023, wird vom Landesschulamt und vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung begleitet, evaluiert und anschließend im politischen Raum diskutiert.”