Halle. LAV. Das Usutu-Virus (USUV) wurde 1959 erstmalig in Südafrika isoliert und nach einem Fluss in Swaziland benannt. Das USUV gehört, wie das West-Nil-Virus (WNV) zur Familie der Flaviviridae und ist dort in das Genus Flavivirus eingruppiert. Im Jahr 2001 konnte es erstmals im europäischen Raum in Österreich im Rahmen eines massiven Amselsterbens nachgewiesen werden. Die ersten USUV-Nachweise in Deutschland traten 2011 und 2012 bei Amseln in Süddeutschland (Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) auf, wiederum begleitet durch ein Massensterben von Amseln. Nach einigen ruhigeren Jahren trat das Virus 2016 bis 2019 verstärkt wieder auf und breitete sich bundesweit aus.
Aktuell können erneut gehäuft Todesfälle insbesondere bei Amseln beobachtet werden.
Angekündigt durch einen deutlichen Anstieg an USUV-Nachweisen in Niedersachen im August 2024 wurde das USUV am Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) ab 20.08.2024 bei 18 tot aufgefundenen Vögeln (Stand 11.10.2024), davon bei 10 Amseln, zwei Blaumeisen, einem Sperling und fünf Zoo-Vögeln, nachgewiesen. Bei zwei Tieren wurde eine gleichzeitige Infektion mit dem WNV und dem USUV entdeckt. Im gesamten Vorjahr wurde das USUV insgesamt nur bei drei Tieren gefunden.
Das USUV wird wie das eng verwandte WNV durch Stechmücken übertragen und hat wie dieses Wildvögel als Hauptwirt. Aus diesem Grund treten Erkrankungen bei Vögeln vor allem während der stechmückenreichen Jahreszeit, insbesondere im feuchtwarmen Spätsommer und Herbst auf. In besonderem Maße zeigen sich Amseln aber auch z. B. Eulen und weitere Singvögel als sehr empfänglich für das Virus. Diese Vogelarten verenden meist an der Infektion.
Menschen und andere Säugetiere gelten als Fehlwirte für das USUV. Eine Infektion wird sehr selten nachgewiesen und verläuft meist symptomlos, kann jedoch in seltenen Fällen zu milden, grippeähnlichen Symptomen oder Hautausschlägen führen. Auch bei Pferden konnten Antikörper nachgewiesen werden, ohne dass eine klinische Erkrankung beschrieben wurde.
Um einen Überblick über die Verbreitung von USUV und WNV in der Wildvogel-Population Sachsen-Anhalts zu erhalten, bittet das LAV um Einsendung bzw. Abgabe von tot aufgefundenen Wildvögeln. Diese Untersuchungen sind für den Einsender kostenfrei und die Untersuchungsergebnisse werden mitgeteilt.