
Halle/LAV. Die Badesaison ist gegenwärtig in vollem Gange, weshalb das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) auf potenzielle Gesundheitsrisiken durch sogenannte Nicht-Cholera-Vibrionen aufmerksam macht. Es besteht die Möglichkeit, dass diese Bakterien in Binnenbadegewässern vorkommen.
Was sind Vibrionen?
Vibrionen sind gram-negative, stäbchenförmige Bakterien, die mäßig bis ausgeprägt halophil (salzbedürftig) sind. Sie kommen weltweit in aquatischen Umgebungen vor. Flussmündungen, Bodden/Lagunen, Brackwasser und z.T. auch Binnengewässer stellen gute Habitate für pathogene Nicht-Cholera-Vibrionen (Vibrio parahaemolyticus, V. vulnificus, V. cholerae non-O1, non-O139 (NAG) und V. alginolyticus) dar. Sie vermehren sich vor allem bei Salzgehalten von 0,5 – 2,5 % und ab einer Temperatur von > 20°C.
Sind auch in Sachsen-Anhalt Badestellen betroffen?
Ja, es gibt zwei Badegewässer, bei denen Nicht-Cholera-Vibrionen nachgewiesen wurden: Strandsolbad Staßfurt (Salzlandkreis) und Naturbad Angersdorfer Teiche (Kreisfreie Stadt Halle).
Welches Risiko besteht?
Nicht-Cholera-Vibrionen können Wund- und Ohrinfektionen und gastroenteritische Infektionen hervorrufen, die in seltenen Fällen zu Komplikationen wie Sepsis (Blutvergiftung) führen können.
Zu den typischen Risikogruppen gehören:
- Ältere sowie immunsupprimierte Personen
- Personen mit Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Lebererkrankungen, Krebserkrankungen/Chemotherapien, Herzerkrankungen).
Vorrausetzung für solche Infektionen sind der Kontakt von offenen, nicht verheilten Wunden mit erregerhaltigem Salzwasser beim Baden oder Waten. Durchfallerkrankungen können durch den Verzehr von rohen oder unzureichend gegarten Meeresfrüchten/Fischen auftreten.
Da es sich bei Nicht-Cholera-Vibrionen um natürlich vorkommende aquatische Bakterien handelt, kann ihr Vorkommen nicht verhindert werden. Bei Badegewässern mit Salzgehalten und bei erhöhten Wassertemperaturen muss mit einem vermehrten Vibrionen-Aufkommen gerechnet werden, unabhängig von der Qualitätseinstufung nach Badegewässerverordnung.
Ärzte und Badegäste werden auf das Risiko des vermehrten Auftretens von Nicht-Cholera-Vibrionen bei Wassertemperaturen über 20°C hingewiesen. Behandelnde Ärzte sollen bei verdächtigem Krankheitsbild differentialdiagnostisch in Sommermonaten die Möglichkeit einer Infektion durch Vibrionen erwägen und bei Wundinfektionen abklären, ob ein Kontakt mit Salzwasser, auch an Binnengewässern, gegeben war. Eine zügige und angemessene Therapie kann einen schweren Krankheitsverlauf in der Regel vermeiden.
Wie kann sich der Badegast schützen?
Empfehlungen für Badegäste:
- Das Baden oder Waten in warmem salzhaltigem Wasser vermeiden, wenn offene Wunden vorhanden
- Das gilt insbesondere für die oben genannten Risikogruppen
- Im Verdachtsfall sofort einen Arzt konsultieren und auf den Kontakt mit sommerwarmem Salzwasser hinweisen
- Das zuständige Gesundheitsamt bzw. der Betreiber der Badestelle informieren über das Infektionsrisiko an belasteten Badestellen z. B. durch öffentliche Bekanntmachungen oder zusätzliche Informationen an der Badestelle.