„Wir Patienten brauchen Plasma, um unser Leben führen zu können“: Alpha-1-Patientin ruft zu Plasmaspenden auf

Haema Blutspende
© H@llAnzeiger

Leipzig. Haema. Petra Netzel ist seit vielen Jahren auf plasmabasierte Arzneimittel angewiesen: Sie leidet an der vererbbaren Krankheit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM). Ihr dringlicher Appell: „Bitte spendet Plasma. Wir Patientinnen und Patienten brauchen es, um unser Leben führen zu können.“

Blutplasma wichtig für Medikamentenherstellung

Die Erkrankung betrifft sowohl Leber als auch die Lunge. Ursache ist eine Veränderung im Erbgut, die dazu führt, dass das in der Leber gebildete Protein Alpha-1-Antitrypsin (AAT) in zu geringen Mengen und/oder falsch hergestellt wird. Durch den Mangel an Alpha-1-Antitrypsin kommt es zu einer Erkrankung der Lunge. Mit Fortschreiten der Erkrankung entsteht eine Überblähung der Lunge, ein sogenanntes Lungenemphysem, und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Prof. Dr. med. A. Rembert Koczulla, Experte für Pneumologische Rehabilitation an der Philipps Universität Marburg behandelt schon lange Patienten und Patientinnen mit der vererbbaren Krankheit: „Patienten, die an einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel leiden, fehlt ein ganz ganz wichtiges Protein, das sie brauchen, um ihre Lunge zu schützen. Damit dieses fehlende oder in seiner Funktion geminderte Protein dem Patienten zugeführt werden kann, brauchen wir Plasmaspenden, und das in hohem Maße. Denn damit ein Patient sein aus Plasma hergestelltes Medikament über ein Jahr regelhaft erhalten kann, werden circa 900 Plasmaspenden gebraucht.“

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Mit aus gespendetem Blutplasma hergestellten Medikamenten kann in den beschriebenen Prozess eingegriffen werden. Durch diese sogenannte Ersatz- oder Augmentationstherapie kann die Zerstörung
des Lungengewebes verlangsamt werden, indem das Protein Alpha-1-Antitrypsin durch Infusion verabreicht wird. Es stammt aus dem Plasma gesunder Spenderinnen und Spender.

Nach Expertenschätzungen sind in Deutschland ca. 20.000 Menschen an einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel erkrankt.

Plasmabasierte Medikamente werden zur Behandlung von chronischen, genetischen und manchmal lebensbedrohlichen Erkrankungen eingesetzt. Dazu zählen unter anderen Blutgerinnungsstörungen (z. B.
Hämophilie), hereditäres Angioödem, chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie, primäre Immundefekte, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel und bestimmte seltene neurologische Störungen.