Halle. EKH. Bei rund 70 Prozent aller Männer über 60 Jahren in Deutschland wird eine gutartige Vergrößerung der Prostata festgestellt, welche mit steigendem Lebensalter langsam zunimmt. Für einen Großteil der Patienten ist diese Erkrankung mit Beschwerden verbunden. Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) bietet als einzige medizinische Einrichtung im südlichen Sachsen-Anhalt ein modernes Verfahren an, mit dem die gutartig vergrößerte Prostata schonend und wirksam verkleinert und in kurzer Zeit eine Beschwerdefreiheit erreicht werden kann.
Patienten mit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata leiden zumeist unter häufigem Harndrang, einem schwachen oder unterbrochenen Urinfluss oder dem Gefühl, die Harnblase nicht vollständig entleeren zu können. Gerade die sogenannte Nykturie, der vermehrte nächtliche Harndrang, kann den Alltag und das Privatleben erheblich belasten. Die Spezialistinnen und Spezialisten der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) kennen die Symptome und die gängigen Behandlungsmethoden aus ihrer täglichen Praxis.
Übliche Methode
Dr. Steffen Strocka, Facharzt für Radiologie und Leitender Oberarzt der Klinik, erläutert den üblichen Diagnose- und Behandlungsweg: „Meistens stellen sich die Patienten bei niedergelassenen urologischen Kolleginnen und Kollegen vor, weil sie nachts mehrfach aufstehen und Wasser lassen müssen. Routinemäßig wird dann eine Krebserkrankung der Prostata ausgeschlossen und die Diagnose der gutartigen Prostatavergrößerung gestellt. In unserer Indikationssprechstunde erfassen wir über einen Fragebogen alle wichtigen Symptome und sprechen mit dem Patienten ausführlich über seinen persönlichen Leidensdruck. Erst dann folgt die konkrete Therapieempfehlung.“ Vor einem Eingriff, so der Fachmediziner, stehe jedoch zumeist die Gabe von Medikamenten. Erst, wenn diese Option ausgereizt sei, werde eine gängige OP- oder minimal-invasive Methode in Betracht gezogen. Bei einem herkömmlichen chirurgischen Eingriff wird zum Beispiel ein Teil der Prostata mittels eines Zugangs über die Harnröhre entfernt.
Neues Verfahren
Eine schonendere und ebenso erfolgreiche Methode bietet die Interventionelle Radiologie im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara seit diesem Jahr an. Dr. Steffen Strocka erklärt: „Bei der sogenannten Prostataembolisation behandeln wir durch die Adern ganz gezielt die Prostata. Wir nutzen modernste Medizintechnik, um schonend, sicher und präzise die Durchblutung der Prostata zu stoppen. Dadurch schrumpft die Prostata und die Patienten können wieder leichter Wasser lassen.“ Der Patient stellt sich ein paar Tage vor der Behandlung noch einmal zur Vorbereitung vor. Am Tag des Eingriffs kann dann schnell mit der Behandlung begonnen werden. Nach einer örtlichen Betäubung wird ein spezieller Katheter von knapp 2 mm Durchmesser über die Leistenarterie eingeführt.
Mit solchen Kathetern werden dann gezielt die Adern aufgesucht, die die Prostata mit Blut versorgen. Eine hochmoderne Angiographie-Anlage liefert dazu eine detaillierte und gestochen scharfe Darstellung der Gefäße. „Ein besonderes Ausstattungsmerkmal unserer Klinik ist das Rotations-Angiogramm, das uns ein dreidimensionales Bild der Beckenarterie liefert. Mit dieser präzisen Kontrollmöglichkeit können wir die Prostataarterie gezielt mit einem feinen Mikrokatheter ansteuern, um dann die Embolisation durchzuführen“, so Dr. Strocka. Der schmerzlose Verschluss der Ader erfolgt mit kleinen Kügelchen, die weniger als 1 mm groß sind. „Zusammen mit den Kügelchen bildet der Körper ein Gerinnsel, das die Blutzufuhr zur Prostata unterbindet“ ergänzt der Experte. Der Schrumpfungseffekt tritt etwa drei bis vier Wochen nach dem Eingriff ein und führt in rund 90 Prozent der Fälle zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. Entscheidend für die Nachsorge sei abermals die gute Zusammenarbeit mit der behandelnden urologischen Praxis.