Jugendkriminalität in Halle: 436 Ermittlungsverfahren in 10 Monaten

Polizei
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Seit April 2022 hat eine speziell eingerichtete Ermittlungsgruppe in Halle 436 Ermittlungsverfahren eingeleitet und 136 Tatverdächtige, meist Minderjährige, ermittelt. Darüber informiert die zuständige Ministerin, Dr. Tamara Zieschang, am heutigen Tag. Lösungsansätze sieht die Ministerin jedoch weniger in ihrer Zuständigkeit, sondern vor allem in der Zuständigkeit anderer Ministerien.

Um die Jugendkriminalität zu bekämpfen braucht es mehr als Polizei und Justiz. Es braucht unter Anderem eine deutliche gesellschaftliche Ächtung von Gewalt und vor allem ein ausreichendes Freizeit- und Betreuungsangebot mit qualifizierten Fachkräften in der pädagogischen Sozialarbeit.

Dr. Tamara Zieschang, Ministerin für Inneres und Sport.

Im Landtag wurde auch über die Anwendung des so genannten Neuköllner Modells für Sachsen-Anhalt diskutiert. Beschleunigte Jugendgerichtsverfahren mit spürbaren Sanktionen sollen kriminelle Jugendliche auch in Halle zukünftig abschrecken.

Das Neuköllner Modell

Das „Neuköllner Modell“ (NKM) ist ein Verfahren, das darauf abzielt, die Verfahrensdauer von Jugendstrafverfahren in solchen Fällen zu verkürzen, bei denen eine schnelle Reaktion geboten erscheint. Diesem Ziel liegt die Annahme zugrunde, dass eine schnelle Reaktion auf die Tat erzieherisch besonders wirksam ist. Das NKM geht auf die Initiative der Jugendrichterin Kirsten Heisig und einige Richterkollegen zurück, die den Ansatz im Berliner Bezirk Neukölln in Kooperation mit dem lokalen Polizeiabschnitt, der Jugendgerichtshilfe und weiteren Akteuren entwickelten. Über ein behördenübergreifendes Netzwerk aus Jugendrichtern, Staatsanwälten, Polizeibeamten und Vertretern der Jugendgerichtshilfe wurde das Konzept gewissermaßen neben den bestehenden Verfahrenswegen und Organisationsstrukturen etabliert. Bis heute werden die Weiterentwicklung des Konzepts und dessen Umsetzung im Rahmen dieses Netzwerks organisiert.