Mixed Reality erobert Operationssaal
Halle. UMH. Mit speziellen Brillen im virtuellen Raum dreidimensionale Hologramme auf das reale OP-Feld projizieren – was wie Zukunftsmusik klingt, ist im Operationssaal der Universitätsmedizin Halle bereits Realität. Das Team um Prof. Dr. Matthias Aurich, Leitender Arzt der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Halle (Saale), hat die operative Rekonstruktion eines krankhaft veränderten Schultergelenks unter Einsatz von Mixed Reality erfolgreich durchgeführt.
Der Begriff Mixed Reality (MR) beschreibt Umgebungen, in denen reale und virtuelle Objekte in Echtzeit miteinander oder auch Anwender:innen mit einzelnen Komponenten – real oder virtuell – interagieren können. In der Chirurgie bedeutet es, dass dreidimensionale Planungen, die im Vorfeld der Operation durchgeführt werden, intraoperativ auf individuelle Patient:innen projiziert werden können. „Während der Operation tragen wir Chirurgen spezielle MR-Brillen, die es uns ermöglichen, Holographien direkt neben das zuvor konventionell freipräparierte Operationsfeld zu legen“, beschreibt Prof. Aurich den Einsatz von Mixed Reality in der Chirurgie. „So müssen wir unsere Aufmerksamkeit nicht mehr zwischen einem Bildschirm und den einzelnen Handgriffen aufteilen und können so die Genauigkeit der folgenden OP-Schritte maßgeblich erhöhen.“
Chirurg:innen benötigen eine gute räumliche Vorstellung ihres Operationsgebiets. Aus Bildgebungsdaten, die nur als zweidimensionale Bilder vorliegen, müssen sie im Kopf Modelle in drei Dimensionen entwickeln. „Mixed Reality unterstützt uns, unsere dreidimensionale Vorstellungskraft in der Vorbereitung bereits voll zu entfalten und im Operationssaal direkt auf die Patient:innen zu übertragen“, erklärt Prof. Aurich die Vorteile der modernen Technologie. „Aber auch im Gespräch mit den Patient:innen helfen die Visualisierungen, geplante Eingriffe besser und verständlicher zu erklären.
Zum ersten Mal während einer Operation eingesetzt wurde MR an der Universitätsmedizin Halle bei der Implantation einer Schulterprothese. „Die Patientin wurde in die OP-Planung direkt mit einbezogen – bei der Auswahl des Implantates und der virtuellen Implantation der Schulterprothese am Computer“, schildert Prof. Aurich die Vorbereitungen. „Dieser Prozess schuf Vertrauen und Verständnis für die Abläufe während der Operation, wo die präoperative Planung mithilfe der MR-Technologie exakt umgesetzt wurde.“
„Die Einsatzmöglichkeiten von Mixed Reality werden in der Zukunft weit über das Schultergelenk hinausreichen“, sagt Prof. Aurich. „Auch bei Rekonstruktionen von Hüft-, Sprung- oder Kniegelenken, oder an der Wirbelsäule, erhöht diese Technologie die Präzision des Eingriffs und dient mit besseren Behandlungserfolgen vor allem dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten.“