Halle. Diakonie. Mit einer Glasskulptur vor dem Diakoniekrankenhaus Halle soll künftig an das Wirken von Frauen erinnert werden, die in den zurückliegenden über 160 Jahren als Diakonissen in Halle tätig waren. Die Künstlerin Anne Knödler aus Halle überzeugte in einem öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb die neunköpfige Jury mit ihrem Entwurf.
Die zwei Meter hohe Skulptur wird aus zwei Glastafeln bestehen, die ein Mosaik aus Echt-Antik-Glas und ein historisches Foto von Diakonissen integrieren. Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der Wahl des Materials, mit der eine Verbindung zwischen der Tradition farbiger Kirchenfenster und einer zeitgemäßen Formensprache gelingt.
Anne Knödler studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle sowie an der Kunsthochschule Mimar Sinan in Istanbul. Seit 2014 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Neben Arbeiten mit Glas ist sie außerdem Mitglied der Gruppe „leavinghomefunktion“, welche multimedial arbeitet.
Historisches
Das Diakoniewerk Halle wurde 1857 nach dem Vorbild der Diakonissenanstalt in Kaiserswerth gegründet. Die Einrichtung gab damit Frauen die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und mit ihrer Fürsorgetätigkeit für das eigene Auskommen zu sorgen. Ergänzt durch einen geistlichen Vorsteher organisierte die Schwesternschaft ihr Arbeiten und Zusammenleben selbst. Durch die Bewegung der Diakonissenhäuser wurde die Entwicklung des Gesundheitswesens maßgeblich befördert. Zahlreiche Krankenhäuser in ganz Europa haben ihren Ursprung darin.
Mit der gesellschaftlichen Emanzipation der Frauen und der Professionalisierung der Gesundheitsversorgung verlor die Diakonissenbewegung ab Mitte des 20. Jahrhunderts zusehends an Bedeutung. Die letzten Diakonissen in Halle beendeten Ihren aktiven Dienst Anfang der 2000er Jahre. In dieser Zeit fiel auch die Entscheidung, die ursprüngliche Tradition des Diakonissenwesens in Halle nicht zu transformieren und zu Ende gehen zu lassen. Heute leben noch acht Diakonissen. Sie haben ihr zu Hause im Diakoniewerk Halle, zum Teil in der stationären Altenpflege. Im Alltag sind sie heute nur noch selten zu sehen. Insgesamt waren in Halle etwa 600 Frauen als Diakonissen aktiv.