
Leipzig/verdi. Als alarmierend bezeichnet die Branchenkoordinatorin für den Sozial- und Erziehungsdienst der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Katharina Raschdorf die Zahlen, die heute im „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ veröffentlicht werden. Die Zahlen zeigen deutlich, wie schlecht die Personalschlüssel in den ostdeutschen Bundesländern sind.
„Wir erleben Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, die alles tun, um die pädagogische Arbeit für die Kinder sicherzustellen“, so Raschdorf. „Inzwischen sind aufgrund der Situation viele von ihnen deutlich überlastet, die Krankentage steigen und an frühkindliche Bildung ist nicht mehr zu denken!“
Gerade in den letzten Monaten blickten die Beschäftigten aus den Kitas im ganzen Bundesgebiet hoffnungsvoll auf die Auseinandersetzungen in Berlin und schickten Solidaritätsbotschaften an ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Kitas der fünf Berliner Eigenbetriebe, die seit fast zwei Jahren für einen Tarifvertrag „Pädagogische Qualität und Entlastung“ kämpfen. Die Erzieherinnen, Erzieher, Leiterinnen und Leiter und die Auszubildenden fordern eine Mindestpersonalausstattung, Notfallpläne, Belastungsausgleich und eine qualitative Anleitung der Auszubildenden.
„Der Kampf der Kita-Beschäftigten ist notwendig, denn längst sind sie gemeinsam mit Kindern und Eltern „Spielball“ der Politik geworden, die gesetzliche Rahmenbedingungen verschlechtert, statt sich um die Bildungs- und Betreuungsqualität und gute Arbeitsbedingungen zu kümmern.“
Sachsen-Anhalt hat einen der schlechtesten Personalschlüssel im bundesweiten Vergleich. Hinzu kommt, dass Urlaub, Krankheit, Weiterbildung und Vorbereitungszeiten bei der Berechnung nicht berücksichtigt werden. So ist ein Schlüssel nach Gesetz von 1 Fachkraft zu 5,5 Krippenkindern in der Realität 1 Fachkraft zu im Schnitt 8,3 Krippenkindern, wie die Bertelsmannstudie zeigt.
„Sinkende Kinderzahlen bieten jetzt die Chance den Personalschlüssel deut-lich zu verbessern. Wir appellieren daher klar an das Land, den Personal-schlüssel dringend zu verbessern! Dies ist jetzt notwendig, um weitere Entlassungen von wichtigen Fachkräften zu verhindern als auch die Qualität in den Einrichtungen deutlich zu verbessern! Unsere Forderung an den Landtag ist die Entwicklung eines Stufenplanes, wie ein wirklich kindgerechter Schlüssel von 1:3 im Krippenbereich, 1:7,5 im Kindergarten und 1:10 im Hortbereich erreicht werden kann, um tatsächlich die Qualität der pädagogischen Arbeit zu erhöhen“, so Cornelia Schrimpf, Vorsitzende der ver.di Landesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.