Halle. BGKB. Als eine der ersten Kliniken Deutschlands nimmt das BG Klinikum Bergmannstrost Halle in seinem OP ein voll ausgestattetes robotisches 3D-Navigations- und Bilderzeugungssystem in Betrieb und setzt damit neue Standards in der Operationstechnik. Mehr als zwei Millionen Euro hat das Bergmannstrost in die sogenannte Robotic-Suite investiert. Das Bergmannstrost ist die erste Klinik im Osten Deutschlands, die über eine solche apparative Ausstattung in dieser Ausbaustufe verfügt, bundesweit ist es eine von fünf Kliniken.
„Wir arbeiten künftig im OP mit der weltweit modernsten intraoperativen 3D-Bildgebung in Kombination mit einem leistungsstarken Navigationssystem. Das bietet eine bislang unerreichte Präzision bei operativen Eingriffen. Wir schaffen damit mehr Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten und neue Möglichkeiten vor allem in der Wirbelsäulen- und Kopfchirurgie“, so Unfallchirurg Dr. Bernhard Ullrich, einer der drei Leiter des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie am Bergmannstrost.
Zum System gehören der 3D-Bildgebungsroboter Loop X, das digitale Navigationssystem Curve, der chirurgische Roboter-Arm Cirq sowie Brillen für Mixed-Reality-Anwendungen.
Robotische Bildgebung für hohe Patientensicherheit und Präzision
„Speziell Patienten des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und neurochirurgische Patienten mit Verletzungen und Erkrankungen des Gehirns profitieren von den neuen digitalen Möglichkeiten im OP. So können wir mit der robotischen Bildgebung zu jedem Zeitpunkt des Eingriffs hochauflösende 3D-Bilddaten auch kleinster anatomischer Details erstellen. Das ist besonders bei Operationen in komplexen anatomischen Regionen wie der Wirbelsäule von Bedeutung, wo Wirbel, Nerven und Blutgefäße nah beieinander liegen.“, erklärt Bernhard Ullrich.
Die aktuellen Bilddaten werden direkt in das Navigationssystem eingelesen und für die weitere OP-Planung und -Navigation genutzt. Zusätzlich assistiert ein Navigations-geführter Roboterarm bei der zielgenauen Positionierung von Verschraubungen und Implantaten. Der robotische Arm richtet sich auf den Millimeter genau so aus, wie die Schraubenposition zuvor virtuell geplant wurde. „Damit erreichen wir eine bislang kaum mögliche Präzision. Zudem können wir dank der Bildgebung in Echtzeit die korrekte Lage von Schrauben oder Implantaten noch während der OP per 3D-Bildgebung kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren“ so Bernhard Ullrich. Die bislang notwendigen Kontroll-CT-Aufnahmen nach der Operation entfallen, Revisionsbehandlungen werden deutlich reduziert und die Strahlenbelastung wird sowohl für das OP-Team als auch für Patientinnen und Patienten deutlich gesenkt.
Hochmoderne OP-Navigation
Digitales Herzstück des neuen Hightech-OPs ist eine hochmoderne chirurgische Navigationsplattform – bestehend aus einem Hochleistungscomputer, zwei großen Bildschirmen und einer Infrarot-Kamera. Hier laufen alle Patientendaten zusammen, damit lässt sich die OP planen, überprüfen und dokumentieren.
Bereits vor Beginn einer Operation können Ärztinnen und Ärzte mittels aufwendiger 3D-Simulationen einen Eingriff detailliert planen und auf Grundlage aller Patienten- und Bilddaten verschiedene OP-Szenarien simulieren. Beispielsweise gibt es bei der Operation von Aneurysmen oder Hirntumoren häufig verschiedene Wege, Zugang zu dem betroffenen Areal zu erhalten. Zugleich dürfen bestimmte Regionen nicht verletzt werden.
Mixed-Reality im OP
In der Zukunft bietet das neue System eine weitere, technisch aufwendige Möglichkeit: Die Planung kann mitsamt CT- und MRT-Bildern als hyper-realistische Mixed-Reality-Visualisierung direkt in den OP-Saal übertragen und per sogenannter Mixed-Reality-Brille über den Patientenkörper gelegt werden, sodass sich der Operateur besser orientieren kann. Bislang wird dieses System vor allem zu Lehrzwecken und zur Patientenaufklärung eingesetzt.
Wirbelsäulenchirurg Dr. Ullrich: „Die robotergestützte und digital unterstützte Chirurgie bietet hier unglaubliche Möglichkeiten, die gerade auch für junge Medizinerinnen und Mediziner attraktiv sind und wertvoll für die Nachwuchsgewinnung in der Chirurgie sein werden.“