Klimaschutz im OP: Bergmannstrost setzt auf umweltverträglichere Narkosegase

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Halle. BGKB. Im Bergmannstrost kommen zukünftig bei Operationen ausschließlich Narkosegase mit niedriger CO2-Belastung zum Einsatz. „Mit dem vollständigen Verzicht auf besonders umweltbelastende Gase gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt zu mehr Klimaschutz im OP, hin zu einem nachhaltigen Krankenhaus“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Hermann Wrigge, der die Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, Schmerztherapie leitet. Das Bergmannstrost engagiert sich bereits seit vielen Jahren in unterschiedlichen Projekten für mehr Umweltbewusstsein in der Gesundheitsversorgung.

Das BG Klinikum Bergmannstrost Halle führt jährlich knapp 10.000 Operationen durch, häufig unter Vollnarkose. Dabei kam bislang unter anderem das Narkosegas Desfluran zum Einsatz. Dieses Gas trägt jedoch über 2.000 Mal stärker zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei als Kohlendioxid (CO2) und baut sich erst nach bis zu 14 Jahren ab. Zum Vergleich: Die Abluft einer siebenstündigen OP mit Desfluran-Narkose belastet die Umwelt genauso stark wie eine Autofahrt von fast 8.000 Kilometern. Die dabei entstehenden Emissionen werden als CO2-Äquivalente angegeben.

„Die hohe Belastung der Umwelt durch Narkosegase und die Frage nach Klimaschutz im OP sind seit etwa fünf Jahren ein Thema in der Anästhesie. Das Bergmannstrost hat bereits damals damit begonnen, auf das umweltschädliche Lachgas zu verzichten und den Einsatz von Desfluran-Gas immer weiter zu reduzieren.“  Zukünftig wird das Unfallklinikum ausschließlich das alternative und zudem kostengünstigere Gas Sevofluran einsetzen, das einen 20-fach geringeren CO2-Abdruck hat.

Zudem kommen in allen zehn OP-Sälen des Bergmannstrost die präzisesten Narkosegeräte zum Einsatz, die derzeit in der Anästhesie zur Verfügung stehen. Dabei zirkuliert das Gas in einem nahezu abgeschlossenen System. Der Patient bekommt idealerweise nur das Gas zugeführt, das er verbraucht. Der Rest geht nicht verloren, sondern verbleibt in dem Kreislauf.

„Alternativ nutzen wir auch sogenannte totale intravenöse Anästhesien, bei denen Medikamente kontinuierlich über Blutgefäße verabreicht werden und vollständig auf Narkosegase verzichtet werden kann. Allerdings sind die Medikamentenreste zum Teil auch umweltschädlich, wenn sie nicht sachgerecht entsorgt werden. Beispielsweise muss Propofol bei hohen Temperaturen verbrannt werden“, erläutert Hermann Wrigge.

Eine weitere Maßnahme für mehr Klimaschutz im OP ist es, die Zahl der Regionalanästhesien, also die lokale oder regionale Betäubung ohne Vollnarkose, deutlich zu steigern. „Für viele Operationen wie beispielsweise Operationen an Armen oder Beinen, die früher unter Vollnarkose durchgeführt wurden, ist ein ‚nachhaltiges‘ Regionalverfahren häufig ausreichend“, so Wrigge. Davon profitieren auch die Patientinnen und Patienten, die nach einem Eingriff schmerzfrei und schneller wieder mobil sind. „Dieses Thema haben wir innerhalb der BG Kliniken-Holding gezielt vorangetrieben und hochspezialisierte Weiterbildungen für Anästhesisten entwickelt, die deutschlandweit in allen BG Kliniken ausgerichtet werden.“