Men­schen­handel in Deutschland auf dem Vormarsch

Bundespolizei
© H@llAnzeiger

Wiesbaden. BKA. Polizei und Zoll haben im vergangenen Jahr mehr Ermittlungsverfahren im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung geführt. 2021 wurden 510 Verfahren abgeschlossen, eine Zunahme um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach wie vor muss im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung jedoch von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden. In lediglich 52,9 Prozent aller Verfahren erfolgt die Anzeigenerstattung durch das Opfer selbst.

Tatverdächtige im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung agieren zudem überwiegend grenzüberschreitend. Eine enge internationale polizeiliche Zusammenarbeit bleibt somit eine zwingende Voraussetzung für die erfolgreiche Bekämpfung von Straftaten im Bereich des Menschenhandels und der Ausbeutung.

Schwerpunkt Sexuelle Ausbeutung

Schwerpunkt der Polizeiarbeit blieb das Vorgehen gegen den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung: 291 Verfahren wurden unter diesem Aspekt geführt. Jedes dritte Opfer, dessen Alter ermittelt werden konnte, war unter 21 Jahre alt. Die Polizei beobachtet seit längerem, dass weniger Opfer in der Bar-, Bordell- und Straßenprostitution ausgebeutet werden, sondern eine Verlagerung hin zur Ausbeutung in der Wohnungsprostitution stattfindet. Dieser Trend setzte sich auch 2021 weiter fort.

Arbeitsausbeutung meist in der Pflegebranche

Im Bereich „Arbeitsausbeutung“ wurden im Jahr 2021 28 Verfahren geführt, ein Anstieg von 27,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Opferzahlen stiegen um 101,4 Prozent auf 147. Die meisten Opfer wurden im Jahr 2021 in der Pflegebranche ausgebeutet (70 Opfer; 47,6 Prozent). Weitere Fälle von Arbeitsausbeutung ließen sich unter anderem im Baugewerbe, in der Gastronomie und im Reinigungsgewerbe feststellen.