Magdeburg. MI/LSA. Sachsen-Anhalt setzt auf einen weiteren Ausbildungs-Baustein, um die Interkulturelle Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen in der Landespolizei zu stärken. Ziel ist es, die Sensibilität der Beamtinnen und Beamten für eine andere Sozialisation, andere Weltanschauungen und andere Kulturen zu erhöhen – und einen respektvollen und rücksichtsvollen Umgang mit daraus resultierenden Unterschieden zu ermöglichen. Dafür erarbeitete die Fachhochschule Polizei im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Sport seit Anfang 2021 ein mehrstufiges Konzept zur Erhöhung der Interkulturellen Kompetenz in der Landespolizei.
Ein wesentlicher Aspekt dabei: Polizeikräfte schulen Polizeikräfte. Bisher konnten 35 Bedienstete als solche Multiplikatoren gewonnen werden. Sie durchlaufen eine sechswöchige Ausbildung, um ihre eigene innere Haltung zu reflektieren und ihr erlerntes Wissen innerhalb der Landespolizei weiterzugeben. Die ersten Polizeibeamtinnen und -beamten wurden im Frühjahr 2022 ausgebildet. Am Montag wurde ihre Lehrgangszeit feierlich abgeschlossen. Innenministerin Dr. Tamara Zieschang sowie die Projektleitung der Fachhochschule Polizei, Prof. Dr. Thomas Enke und Dr. Nicole Bartsch, konnten den ersten neun erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Zertifikate überreichen.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Mit dem Einsatz von Multiplikatoren aus der Landespolizei und einem neuen, praxisnahen Ausbildungskonzept haben wir einen innovativen Ansatz gewählt, der bundesweit bisher einmalig ist. So stellen wir sicher, dass die Interkulturelle Kompetenz der Landespolizei weiter gestärkt wird.“
Die Multiplikatoren sollen ab Herbst 2022 gemeinsam mit externen Co-Trainerinnen und Co‑Trainern ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen in jeweils dreitägigen Workshops zum Thema Interkultureller Kompetenz schulen, zunächst in den Bereichen der Polizeiinspektion Halle sowie der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau. Ende dieses Jahres sollen die nächsten Multiplikatoren ausgebildet werden, dieses Mal für die Polizeiinspektionen Magdeburg und Stendal, die Polizeiinspektion Zentrale Dienste sowie das Landeskriminalamt.
Bei der Schulung der Bediensteten geht es unter anderem darum, Polizeieinsätze, bei denen ein interkultureller Kontext bestand, zu reflektieren und bestehende Selbstverständlichkeiten des polizeilichen Handelns bewusst zu machen. So sollen Haltung, Herangehen und Handlungen von Polizistinnen und Polizisten an diesen konkreten Situationen aufgegriffen und diskutiert werden.
Hintergrund
Das Konzept zur Erhöhung der Interkulturellen Kompetenz in der Landespolizei wurde von der Fachhochschule Polizei gemeinsam mit externen Partnerinnen und Partnern erarbeitet. Das Projektteam kooperierte dafür mit dem Multikulturellen Zentrum Dessau e.V. sowie der Landespolizeipfarrerin Thea Ilse von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland.
Die Multiplikatoren hatten sich zuvor für die Aufgabe gemeldet und wurden gezielt und nach entsprechenden Gesprächen ausgewählt. Ihre Ausbildung besteht aus drei aufeinander aufbauenden Modulen, in der Inhalte praxisnah vermittelt werden, unter anderem durch eine anschauliche und multimediale Gestaltung. Zudem sind Begegnungen mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern anderer Kulturen ebenso Teil der Ausbildung wie die Arbeit mit Fallstudien.
Parallel dazu wird auch daran gearbeitet, das Curriculum der Fachhochschule Polizei zur Steigerung Interkultureller Kompetenz anzupassen. Das Thema ist bereits integraler Bestandteil von Ausbildung und Studium für Polizeianwärterinnen und Polizeianwärter. Zudem fahren die ersten zwei Ausbildungsklassen diesen Sommer zur Gedenkstätte nach Auschwitz. Darüber hinaus sind Workshops für Polizistinnen und Polizisten geplant, welche den Fokus auf die Sprachkompetenz und den damit verbundenen sensiblen Umgang mit Sprache legen.