Eichenprozessionsspinner: Frühwarnsystem jetzt online

Achtung Eichenprozessionsspinner
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Offenbach/DWD. Das Auftreten des Eichenprozessionsspinners (EPS, Thaumetopoea processionea L.) in Mitteleuropa nimmt seit Anfang der 1990er Jahre stark zu. Infolge der Klimaänderung gilt der EPS im Wald sowie auf mit Eichen bewachsenen Grünflächen im ländlichen und urbanen Raum als Dauerschädling mit wechselnder Populationsdichte.

Zur tagesaktuellen Abschätzung und Prognose der Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner sowohl für die Eichenvitalität als auch für die Gesundheit von Mensch und Tier steht das Frühwarnsystem PHENTHAUproc ab sofort bundesweit zur Verfügung. Die kostenfreie, öffentlich zugängliche Web-Applikation liefert flächendeckend Informationen zum Eichenaustrieb und zur EPS-Entwicklung und unterstützt so das Monitoring für die Gefahrenabschätzung und die Planung von regulierenden Gegenmaßnahmen.

Link zum Frühwarnsystem: www.dwd.de/eichenprozessionsspinner

Das von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sowie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gemeinsam entwickelte und vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gehostete Online-Frühwarnsystem „PHENTHAUproc – Phänologiemodellierung von Thaumetopoea processionea“ berechnet modellhaft anhand temperaturbasierter Verfahren tagesaktuell und mit einer Prognose bis sieben Tage im Voraus die phänologische Entwicklung des Eichenprozessionsspinners (EPS) und seiner Wirtsbaumart, der Stieleiche (Quercus robur L.). Die Grundlagen für diese App wurden im Rahmen des Vorhabens ModEPSKlim geschaffen.

Das digitale Informationssystem dient der praktischen Anwendung sowohl im Pflanzenschutz als auch im Gesundheitsschutz für Mensch und Tier. Es besteht aus mehreren Phänologiemodellen für die verschiedenen Entwicklungsstadien des EPS und den Eichenaustrieb. Verfügbar ist eine Gefährdungskarte für ganz Deutschland in einer räumlichen Auflösung von 1×1 km-Pixel mit tagesaktuellen Phänologiedaten und Prognosen anhand der Mess- und Vorhersagedaten des DWD. Zusätzlich sind für jedes Pixel Detailinformationen abrufbar.

Die Modellierung der Larven- und Puppenentwicklung dient im Jahresverlauf zur Abschätzung von potenziellem Kahlfraß durch die Raupen und der steigenden Gesundheitsgefährdung durch die Brennhaare (Setae) der Larven. Neben Anleitungen zum fachgerechten Monitoring des Eichenprozessionsspinners gibt das Online-Tool der Praxis in Abhängigkeit von der phänologischen Entwicklung des EPS und des Wirtsbaums Anhaltspunkte, wann zeitlich treffend präventive oder mechanische Regulierungsmaßnahmen sinnvoll einsetzbar sind.

Das kostenfreie Tool richtet sich an die Praxis in der Forstwirtschaft und Baumpflege, an Waldbesitzende, Behörden, Unternehmen, Freizeiteinrichtungen sowie an die allgemeine Öffentlichkeit. Die Modelle tragen zur Verbesserung des Risikomanagements im Umgang mit dem EPS bei und sind grundsätzlich auch über Deutschland hinaus für das gesamte Verbreitungsgebiet des EPS in Mitteleuropa anwendbar.

Die Entwicklung des Frühwarnsystems PHENTHAUproc bis zur Praxisreife basiert maßgeblich auf Ergebnissen des 2020 abgeschlossenen Forschungsvorhabens ModEPSKlim (Modellgestützte Gefährdungsabschätzung des Eichenprozessionsspinners im Klimawandel). Aus dem Projekt war unter anderem eine Demoversion des Online-Tools hervorgegangen.