Sachsen-Anhalt bekommt Polizei-Rabbiner

Bereitschaftspolizei Halle
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Magdeburg. MI/LSA. In Sachsen-Anhalt arbeiten Landespolizei und jüdische Gemeinden künftig noch enger zusammen. Das vereinbarten der Landesvorsitzende der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Max Privorozki, und Innenministerin Dr. Tamara Zieschang heute.

Kern der Kooperationsvereinbarung: Es gibt künftig einen Polizeirabbiner in Sachsen-Anhalt. Der Polizeirabbiner gestaltet Studium, Aus- und Fortbildung an der Fachhochschule Polizei mit und steht allen Angehörigen der Landespolizei als Ansprechpartner zur Verfügung. Damit ist Sachsen-Anhalt bundesweit das zweite Bundesland, das einen Polizeirabbiner ernennt. Die Aufgabe übernimmt der sachsen‑anhaltische Landesrabbiner Daniel Fabian. Er wird von einem Team aus Vertrauenspersonen für das jüdische Leben unterstützt.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang:
„Heute schlagen wir  ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden auf. Wir tragen vertieftes Wissen über das Judentum in die Landespolizei. Dies gilt sowohl für Ausbildung und Studium als auch für Fortbildungen bei der Landespolizei. Die Verbindungen von Landespolizei und jüdischen Gemeinden werden mit der Benennung eines Polizeirabbiners in vielerlei Hinsicht enger geknüpft. Ich bin sehr dankbar, dass wir Herrn Rabbiner Fabian für diese, die Landespolizei bereichernde Aufgabe gewinnen konnten.“

Die Vereinbarung zwischen dem Landesverband der jüdischen Gemeinden und dem Land Sachsen-Anhalt sieht vor, dass die Arbeit des Polizeirabbiners und seines Teams am 01. September 2022 beginnt. Sie lehnt sich an Vereinbarungen an, die bereits seit Jahren vertrauensvoll mit der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, der Landeskirche Anhalt und dem Bistum Magdeburg gelebt werden.

Bei der neuen Vereinbarung geht es darum, Wissen über das jüdische Leben in Deutschland und Sachsen-Anhalt in Studium, Aus- und Fortbildung an der Fachhochschule Polizei zu vermitteln. Gleichzeitig soll ein weiteres Seelsorgeangebot für alle Angehörigen der Landespolizei sowie die Möglichkeit zum Austausch und zur Begegnung geschaffen werden.

Die Tätigkeit des Polizeirabbiners und seines Teams fügt sich damit, insbesondere in Ausbildung und Studium, nahtlos in das Konzept der Landespolizei zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz ein. Dieses sieht vor, dass Anwärterinnen und Anwärter bereits während ihrer Ausbildung und ihres Studiums praxisnah und an realen Beispielen verschiedene Weltanschauungen, Kulturen, Sozialisationen und Perspektiven kennenlernen und ihre eigene Haltung reflektieren. Auch in der Fortbildung der Landespolizei spielt die Stärkung der interkulturellen Kompetenz eine wichtige Rolle.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang:
„Der Schutz von Jüdinnen und Juden ist und bleibt für uns in Deutschland eine besondere Verantwortung. Unsere Landespolizei leistet einen Beitrag dazu, dass sich jüdisches Leben weiterhin vielfältig weiterentwickelt und unsere Gesellschaft bereichert. Die wertvolle Arbeit des Polizeirabbiners stärkt die interkulturelle Kompetenz und damit die Arbeit der Landespolizei. Mit dem Wissen über verschiedene Kulturen, Weltanschauungen und Perspektiven wächst die Sensibilität und die Sicherheit im täglichen Umgang mit Menschen und Situationen.“

Zur Person
Daniel Fabian wurde 1974 in Israel geboren und wuchs in Deutschland auf. Ein Studium der Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin schloss er mit einem Diplom ab. Von 2007 an durchlief er als einer der ersten Studenten das Rabbinatsstudium am Rabbinerseminar zu Berlin. Die feierliche Ordination erfolgte im Jahr 2011. Bereits während seines Studiums unterrichtete Rabbiner Fabian in verschiedenen Programmen und Institutionen der Lauder Yeshurun. Ab 2011 hatte er verschiedene Leitungsfunktionen innerhalb der Lauder Yeshurun inne, bis er 2018 die Aufgabe des Executive Director übernahm. Seit vorigem Jahr vermittelt Rabbiner Fabian jüdisches Wissen als Fellow des Dr.-Roman-Skoblo-Fellowships – und ist seit Ende 2021 Landesrabbiner in Sachsen-Anhalt.