Magdeburg. IMG. Flüchtig betrachtet scheint den Kohlebahntunnel von Bad Dürrenberg nicht viel mit der Landesgartenschau, auf deren Gelände er beginnt, zu verbinden. Aber genau genommen hat auch er mit „Salzkristall und Blütenzauber“ zu tun. Durch ihn, den ersten Eisenbahntunnel Deutschlands, rollte ab 1836 die Braunkohle zum Befeuern der Siedereien. Durch ihn spazieren heute die Gartenschau-Besucher und erleben eine audiovisuelle Inszenierung. Besonders in den Pfingstferien lohnt sich ein Besuch in Bad Dürrenberg auf den Spuren der Industriegeschichte, denn auch für Familien ist ein buntes Programm geboten.
Alle halbe Stunde rollt Diana Fanselow – oder andere vom Team des Besucher-Service – das Absperrband ein und öffnet das Gitter zum Tunnel. „Bis zum Lied können Sie schon gehen“, ruft sie dem Trüppchen hinterher, das von Kühle und Dunkel des Kohlebahntunnels scheinbar magisch angezogen durch das Portal strömt. Andere zögern beim Blick in die Finsternis. Die verweist die Gästeführerin darauf, dass die Strecke für jeden gut zu laufen oder auch mit dem Rollstuhl zu befahren ist.
Kohle-Bahn als Denkmal der Industriekultur
Erschaffen wurde der Tunnel, damit die Feldbahn Braunkohle von den Tagebauen in Tollwitz zu den Siedehäusern Bad Dürrenbergs transportieren konnte; und zwar schnell und ohne das Stadt- und aufkeimende Kur-Leben zu stören. Bis 1905 trotteten Pferde vor den Waggons, dann spannte man Lokomotiven ein. Die letzte Kohle-Bahn belieferte 1935 die Siedeöfen. Doch der Tunnel blieb und erfüllte unterschiedliche Zwecke. Aber ohne dieses Denkmal der Industriekultur und ohne dessen Sanierung wäre nicht viel geblieben von jenem Kapitel der Bad Dürrenberger Salzgeschichte. Und es wären wahrscheinlich auch die 2014 abgerissenen Siedehäuser bald vergessen.
Heute ist der Tunnel nur noch 110 Meter lang, aber ein sehenswerter Teil der Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt, die unter dem Titel „Salzkristall und Blütenzauber“ an diesem und anderen Orten von der Gewinnung des begehrten „weißen Goldes“ erzählt. Nach dem Ende der Laga werden weiterhin Tunnel-Führungen angeboten, wenngleich nicht so häufig wie derzeit.