
Magdeburg/MS. In einer jährlich vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit durchgeführten Arbeitgeberbefragung wurden bundesweit 15.900 Betriebe befragt, darunter 1.100 aus Sachsen-Anhalt. Die Erhebungen fanden überwiegend im dritten Quartal 2024 statt.
Anlässlich der Veröffentlichung der 29. Welle des IAB-Betriebspanels sagt Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne: “Der Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt zeigt sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen stabil. Der Fachkräftemangel, eine nachlassende Ausbildungsbereitschaft und die sinkende Tarifbindung bleiben zentrale Herausforderungen. Um langfristig wirtschaftliche Stärke und gute Arbeit zu sichern, müssen wir konsequent in Ausbildung, Qualifizierung und faire Arbeitsbedingungen investieren.“
Ergebnisse
Beschäftigungsentwicklung
In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen (-0,7 %). Der Rückgang fällt in Sachsen-Anhalt stärker aus als im ostdeutschen (-0,3 %) und westdeutschen Durchschnitt (+0,4 %). Dennoch konnten mehr als ein Viertel (27 %) der Betriebe in Sachsen-Anhalt neue Stellen schaffen. In 23 % der Betriebe ging die Beschäftigtenzahl zurück – entweder aufgrund von Personalabbau aus wirtschaftlichen Gründen oder weil frei gewordene Stellen nicht nachbesetzt werden konnten.
Fachkräftemangel bleibt große Herausforderung
Der Bedarf an Fachkräften bleibt trotz eines leichten Rückgangs hoch. 62 % der Betriebe – doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren – konnten im ersten Halbjahr 2024 offene Fachkraftstellen nicht besetzen. Auffällig ist, dass Betriebe zunehmend kompromissbereiter sind, etwa hinsichtlich eines höheren Einarbeitungsaufwands, steigender Löhne oder abweichender Qualifikationen. Zwei Drittel der Unternehmen erwarten auch in den kommenden beiden Jahren anhaltende Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung.
Betriebliche Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Immer mehr Betriebe unternehmen Anstrengungen, um durch attraktive Arbeitsbedingungen Fachkräfte zu sichern. Dazu gehören betriebliche Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wie z. B. flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Im Verlauf der letzten Jahre ist die Zahl der sachsen-anhaltischen Betriebe mit entsprechenden Unterstützungsangeboten stetig gestiegen: Derzeit bieten 64 % aller Betriebe in Sachsen-Anhalt Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Gegenüber 2012 zeigt sich hier ein Plus von 37 Prozentpunkten.
Beschäftigung von Geflüchteten aus der Ukraine
Knapp ein Drittel aller Betriebe in Sachsen-Anhalt beschäftigen zumindest zeitweise Geflüchtete aus der Ukraine. 30 % der ukrainischen Beschäftigten arbeiten auf qualifiziertem Niveau. „Auch wenn die Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten zunächst für Helfertätigkeiten eingesetzt wird, werden wir mit dem Jobturbo alle Potentiale erschließen. Berufliche Qualifizierung, Vermittlung und Sprachförderung sind der richtige Weg, um echte Aufstiegsperspektiven zu bieten“, betont Grimm-Benne.
Ausbildung und Qualifizierung
Knapp die Hälfte der Betriebe ist ausbildungsberechtigt, doch nur etwa die Hälfte davon bildet tatsächlich aus. Das heißt: Viele Unternehmen verzichten auf die Chance, ihren Fachkräftenachwuchs selbst auszubilden. Hauptgründe für den Verzicht sind fehlende personelle Kapazitäten und eine schwache Bewerberlage. Positiv hervorzuheben: Die Übernahmequote nach erfolgreicher Ausbildung liegt bei 83 % und damit über dem Bundesdurchschnitt.
Tarifbindung
In Sachsen-Anhalt sind derzeit rund 22 % der Betriebe tarifgebunden (2023: 23 %; Westdeutschland: 25 %). Insgesamt arbeiten 43 % der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt in tarifgebundenen Betrieben – 6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und 7 Prozentpunkte unter dem westdeutschen Durchschnitt. 28 % aller Betriebe orientieren sich an einem Branchentarifvertrag.
Ministerin Petra Grimm-Benne resümiert: „Sachsen-Anhalt steht vor der Aufgabe, Beschäftigung zu sichern und gleichzeitig alle verfügbaren Fachkräftepotentiale zu heben. Dafür müssen wir Ausbildung und Qualifizierung stärken, Zugewanderte auf dem Weg auf den Arbeitsmarkt unterstützen und die Arbeitsbedingungen weiter verbessern. Nur wenn es uns gelingt, die bestehenden Beschäftigten zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen, bleibt unser Land zukunftsfähig.“
Zur Studie: https://ms.sachsen-anhalt.de/themen/arbeit/dokumentenbibliothek/iab-betriebspanel