„Stille Stunde“ auf dem Weihnachtsmarkt: GRÜNE und FDP kritisieren Fraktion “Hauptsache Halle”

Weihnachten Weihnachtsmarkt
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Halle. FDP/GRÜNE. Die Stadt Halle (Saale) führte in diesem Jahr erstmalig eine „Stille Stunde“ auf dem Weihnachtsmarkt für Menschen mit Geräuschempfindlichkeit, wie Autist*innen oder Migräne-Betroffenen, den Besuch des Weihnachtsmarktes ein. Montag bis Samstag von 10 bis 11 Uhr und Sonntag von 11 bis 12 Uhr wird keine Musik über die Lautsprecher abgespielt. Die „Stille Stunde“ wurde bewusst auf den Vormittag gelegt, da der Markt zu dieser Zeit noch weniger belebt ist und die Gefahr einer Reizüberflutung für sensible Besucherinnen und Besucher rediziert. 

Eine jüngst getätigte und von der FDP als “herablassend” bezeichnete Äußerung von Sebastian Sell-Römer (Hauptsache Halle) zieht den Unmut vieler Menschen auf sich.

Andreas Silbersack (MdL, Fraktionschef FDP/FW im Stadtrat): „Die Stille Stunde bezweckt das was sie sagt – eine ganze Stunde Ruhe und weniger Trubel. Sie soll Menschen mit Autismus und nicht sofort sichtbaren Beeinträchtigungen das Leben erleichtern. Ziel ist die gesellschaftliche Teilhabe. Herr Sell-Römer hat sich mit dem Hintergrund wohl wenig bis kaum beschäftigt.“

Die Forderung der Stadtratsfraktion “Hauptsache Halle”, die „Stille Stunde“ abzuschaffen, sorgt auch bei der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für Irritation. Stadträtin Dr. Annette Kreutzfeldt erklärt: „Mit Unverständnis und Unbehagen haben wir die Forderung des OB-Kandidaten Andreas Wels und der Fraktion Hauptsache Halle zur Abschaffung der ‘Stillen Stunde’ auf dem Weihnachtsmarkt zur Kenntnis genommen. Im Alltag von Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es viele Barrieren – nicht nur physische, sondern auch sensorische. Reizüberflutung ist oft ein Grund, den Markt zu meiden. Die „Stille Stunde“ ermöglicht diesen Menschen Inklusion und Teilhabe. Ein Oberbürgermeister-Kandidat sollte die Teilhabe aller Bürger*innen am städtischen Leben fördern, nicht verhindern.“

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN appelliert an alle Beteiligten, die „Stille Stunde“ als wichtigen Beitrag zur Inklusion zu respektieren und weiter an der Barrierefreiheit des Weihnachtsmarktes zu arbeiten. „Ein Weihnachtsmarkt ist für alle da – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder anderen Einschränkungen.“