Handspezialisten des Bergmannstrost rufen zu verantwortungsvollem Umgang mit Böllern auf

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Halle. BGKB. An keinem anderen Tag im Jahr verletzen sich so viele Menschen die Hände wie an Silvester. Auch das Notfallzentrum am BG Klinikum Bergmannstrost Halle und speziell die Handchirurgie stellen sich wieder auf einen a­rbeitsreichen Jahreswechsel ein.

Handchirurg und Chefarzt Prof. Dr. Frank Siemers: „Wir Handchirurgen warnen jedes Jahr vor dem leichtsinnigen Umgang mit Feuerwerk. Trotzdem sehen wir immer wieder Patienten mit zum Teil schwersten Explosionsverletzungen an der Hand, die aus nicht sachgerechtem oder illegalem Umgang mit Feuerwerkskörpern resultieren. Hier spielt oft auch Alkoholkonsum eine große Rolle.“ Frank Siemers leitet die Klinik für Plastische und Handchirurgie im Bergmannstrost, die das einzige zertifizierte Hand-Trauma-Zentrum in Halle ist.

Dringender Appell

Anlässlich der bevorstehenden Feiertage wirbt Handchirurg Frank Siemers für einen verantwortungsvollen Umgang mit Böllern und verweist auf die Empfehlungen, die die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie veröffentlicht hat:

  • Kaufen Sie Feuerwerkskörper nur im Fachhandel! Lesen Sie die Gebrauchsanweisung
    sorgfältig und achten Sie auf das CE-Zeichen und die BAM-Prüfnummer (Bundesamt für Materialprüfung).
  • Am besten nur Feuerwerkskörper verwenden, die nicht in der Hand gezündet werden müssen.
  • Verwenden Sie keine selbst gebastelten oder manipulierten Feuerwerkskörper. Sie sind
    besonders gefährlich, da sie zu früh oder viel stärker explodieren können als erwartet.
  • Lagern Sie Feuerwerkskörper verschlossen und in sicherem Abstand, keinesfalls jedoch am Körper.
  • Wenn Sie Alkohol getrunken haben: Hände weg von Feuerwerkskörpern. Alkohol macht unvorsichtig!
  • Feuerwerkskörper, die nicht explodiert sind, nicht noch einmal zünden. Am besten sammeln
    Sie solche ein und entsorgen sie. Damit schützen Sie Kinder und Jugendliche, die am
    Neujahrstag Blindgänger sammeln und nachzünden.
  • Knaller und Böller sollten für Kinder und Jugendliche tabu sein.

Amputation von 10 Fingern in der Silversternacht 2023/24

Etwa 13 Notfälle durch Böller wurden in der Silvesternacht 2023/24 im Bergmannstrost behandelt. Das ist weniger, als in den meisten Jahren zuvor. Trotzdem mussten die Handchirurgen insgesamt zehn Finger nach Explosionsverletzungen amputieren. Davon zwei Daumen, was für die Betroffenen besonders dramatisch ist, da der Daumen maßgeblich die wichtige Greiffunktion der Hand erfüllt.

Zu den typischen Verletzungen rund um den Jahreswechsel gehören neben Verletzungen der oberen und unteren Extremitäten vor allem Handverletzungen, die von Schnitt- und Brandwunden, über abgetrennte Finger oder Fingerglieder bis zur Zerstörung der Hand reichen. Für solch schwere Verletzungen hält das Hand-Trauma-Zentrum Bergmannstrost das ganze Jahr über ein 24-Stunden-Replantationsdienst vor, um abgetrennte Gliedmaßen wieder anzufügen.

Nach einem Unfall sollten Betroffene in jedem Fall möglichst schnell eine Klinik mit ausgewiesener Expertise für Handchirurgie aufsuchen oder den Rettungsdienst unter der Notfallnummer 112 rufen und die Hand von einem Spezialisten behandeln lassen.