Erster Nachweis des West-Nil-Virus in Sachsen-Anhalt für 2022

Landesamt für Verbraucherschutz
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Halle. LAV. Mit dem ersten Nachweis des West-Nil-Virus (WNV) bei einem Eulenvogel aus dem Zoologischen Garten in Magdeburg hat die diesjährige „West-Nil-Virus-Saison“ deutschlandweit begonnen. Auch 2018 stammte der erste Fall in Deutschland aus einem Zoologischen Garten in Sachsen-Anhalt.

Gemeldet wurde dem Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) das betroffene Küken einer Schnee-Eule. Zoobesuchern war aufgefallen, dass das Tier nicht mehr im Nest saß und erschöpft wirkte. Bei der tierärztlichen Untersuchung und Behandlung verstarb das Jungtier. Zur Klärung der Todesursache wurde es pathologisch untersucht.

Die makroskopische (grobsinnliche) Untersuchung des Tieres zeigte eine Blutarmut (Anämie). Eine weitergehende lichtmikroskopische Untersuchung der Organe zeigte akute Gewebeuntergänge (Nekrosen) im Gehirn und in der Leber. In der Herzmuskulatur konnte anhand mehrerer Ansammlungen von Entzündungszellen eine Herzmuskelentzündung festgestellt werden. Diese Befunde deuteten auf eine akute Virusinfektion hin.

Aufgrund der hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen und der für das Erscheinen des WNV typischen Jahreszeit konnte eine WNV-Infektion vermutet werden. Diese wurde durch eine molekularbiologische Untersuchung (PCR) des Genoms bestätigt.

Hintergrund
Das WNV aus der Familie der Flaviviridae wird durch Stiche von in Deutschland heimischen Mückenarten (Vektoren) übertragen. Der natürliche Infektionszyklus läuft zwischen Vögeln und Mücken ab. Einige Vogelarten, darunter Eulenvögel, Greif- und Rabenvögel sowie viele Singvogelarten sind sehr empfänglich für das WNV. Sie erkranken schwer mit zentralnervösen Symptomen und versterben oft an der Infektion. Andere Vogelarten, wie Enten-, Gänse- und Hühnervögel scheinen resistenter zu sein.

Das ursprünglich aus Afrika stammende WNV ist mittlerweile in allen wärmeren Gebieten der Erde verbreitet und wird vermutlich durch infizierte Zugvögel eingetragen. Die seit 2018 jährlichen Nachweise des Virus in Sachsen-Anhalt deuten darauf hin, dass das WNV hier örtlich begrenzt auftritt. Das vermehrte Auftreten heißer Tage und das Vorkommen geeigneter Vektoren begünstigen das WNV und stellen eine Bedrohung für Zoo- und Wildvögel dar.