Vortrag und Gespräch in der Gedenkstätte ROTER OCHSE

Gedenkstätte Roter Ochse Halle
© H@llAnzeiger

Halle. RO. Am Donnerstag, 12.10.2023, um 18.00 Uhr, lädt die Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale) zu einem Vortrag und Gespräch mit der belarussischen Philosophin und Oppositionellen Prof. Dr. Tatjana Shchyttsova zum Thema „Das Engagement der belarussischen Opposition für die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen und die demokratische Entwicklung in Belarus“ ein.

Auf die Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen am 9. August 2020 reagierten große Teile der Bevölkerung von Belarus mit Massenprotesten. Die regierungskritischen Proteste zeichneten sich durch Phantasie und Entschlossenheit aus, und es schien für eine gewisse Zeit so, als ob das Lukaschenko-Regime ins Wanken geraten könnte. Jedoch durch harte staatliche Repressalien wurden inzwischen die Protestierenden weitgehend aus der Öffentlichkeit verbannt. Tausende wurden inhaftiert und in der Haft gedemütigt und misshandelt. Viele gingen unfreiwillig ins Exil, flohen vor drohender Verhaftung ins Ausland, wie z.B. nach Litauen, Polen, in die Ukraine, aber auch nach Deutschland.

Schützenhilfe erhielt das wankende Lukaschenko-Regime vor allem durch Russland, das nach dem Motto Putins in seinem Macht- und Einflussbereich keine farbigen Revolutionen mehr zulassen würde. Seit Jahren drängte Moskau auf eine engere Integration, um die schon seit den 1990er Jahren bestehenden Verträge über den „Unionsstaat“ umzusetzen. Im September 2021 verkündete Moskau, man habe einen Fahrplan vereinbart, wonach zunächst ein gemeinsamer Wirtschaftsraum etabliert und danach die politische Integration erfolgen soll. Unter dem Druck westlicher Sanktionen hatte Lukaschenko ein Dekret über eine weitere Integration in einen „Unionsstaat mit Russland“ unterzeichnet. Damit bleibt wegen der desolaten Lage in Belarus Lukaschenko nur noch der Part des Juniorpartners.

Inzwischen hat sich die Komplizenschaft beider Regime durch die militärische Intervention Russlands in der Ukraine verstärkt. Es scheint sich die Befürchtung der belarussischen Opposition zu bestätigen, dass Belarus von Russland „geschluckt“ und damit eine demokratische Reform ihres Landes auf absehbare Zeit unmöglich werden könnte.

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich mit ihren Fragestellungen und Diskussionsbeiträgen an dieser Veranstaltung zu beteiligen. Moderiert wird die Veranstaltung von Wolfram Tschiche (Philosoph, Theologe, Publizist).

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Landesbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur durchgeführt.

Der Eintritt ist frei.