Merseburg. LKS. Die Landkreise Saalekreis, Mansfeld-Südharz und die kreisfreie Stadt Halle (Saale) erproben zur Verbesserung der rettungsdienstlichen Versorgung ihrer insgesamt rund 560.000 Einwohner ein Telenotarztsystem. Dazu haben sie nach intensiven Vorarbeiten gemeinsam einen Antrag nach dem Rettungsdienstgesetz des Landes Sachsen-Anhalt gestellt.
Jetzt erteilte das zuständige Innenministerium die Genehmigung für die Erprobung ab 01.10.2024. Die Finanzierung erfolgt durch die Krankenkassen. Die Landkreise und die kreisfreie Stadt beginnen nun mit den Vorbereitungen für die Umsetzung des Vorhabens. Dazu wird derzeit u. a. eine Zweckvereinbarung zwischen den Gebietskörperschaften erarbeitet. Diese wird in den Ausschüssen der Kreistage und des Stadtrates beraten werden und den Gremien ab Sommer dieses Jahres zur Beschlussfassung vorgelegt.
Geplanter Standort der Telenotarztzentrale ist die Leitstelle in Halle (Saale). Mit dem Erprobungsvorhaben soll getestet werden, ob durch ein Telenotarztsystem die Versorgung im Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt verbessert werden kann. Dafür soll das Projekt durch ein Forschungsvorhaben der Martin-Luther-Universität Halle begleitet werden.
Hintergrund
Ein Telenotarzt ist ein im Rettungsdienst eingesetzter Notarzt, der via Telekommunikation Sprach- und ggf. Sichtkontakt zu einem Rettungsmittel und dessen Besatzung vor Ort bei einem Patienten hat. Er nutzt sämtliche verfügbaren therapierelevanten Informationen, die neben den mündlichen Schilderungen zum Zustand des Patienten auch die aktuell übertragenen Daten (Vitalparameter und Echtzeitkurven) der eingesetzten medizintechnischen Geräte umfassen. Der Telenotarzt unterstützt nicht-ärztliches Rettungsdienstpersonal bei der Behandlung von Patienten. Ferner unterstützt er die Arbeit der Rettungsleitstelle, in dem er Anforderungen für Sekundärtransporte prüft und bei der Auswahl des geeigneten Rettungsmittels für die Verlegung mitwirkt. Ggf. kann er selbst telemedizinisch Sekundärverlegungen begleiten. Der Telenotarzt ersetzt nicht grundsätzlich den Notarzt vor Ort. Er kann aber in bestimmten Situationen, beispielsweise wenn ein Notarzt aufgrund paralleler Einsätze erst nach einiger Zeit am Ereignisort eintreffen kann oder beim Transport von Patienten, eine wichtige Unterstützung sein und die notwendigen Entscheidungen treffen.