
Halle. PSt. Der Verein „Zeit-Geschichte(n)“ verlegt im Auftrag der Stadt Halle (Saale) am morgigen Dienstag, 11. März 2025 neue Stolpersteine an vier Adressen im Stadtgebiet. Die Beigeordnete für Kultur und Sport, Dr. Judith Marquardt, nimmt um 9.30 Uhr an der Verlegung der Stolpersteine in Erinnerung an Max, Arthur und Karola Mendel am Riebeckplatz 8 teil. Dort befand sich früher das ehemalige Wohnhaus der jüdischen Familie.
An der Aktion nehmen Nachfahren von Max Mendel teil, die aus Holland und London anreisen sowie Schülerinnen und Schüler des Elisabeth-Gymnasiums, die gemeinsam mit dem Halleschen Gästeführer-Verein die Patenschaft übernommen haben. Der Künstler Gunter Demnig, die das Stolperstein-Projekt 1992 initiiert hat, verlegt die Stolpersteine für die Familie. Vater Max Mendel starb 1942 in Theresienstadt, sein Sohn Arthur wurde in Auschwitz ermordet.
Am Dienstag, 11. März 2025, werden an drei weiteren Adressen neue Gedenksteine in Halle (Saale) verlegt:
9 Uhr: Huttenstraße 83 für Darga Brynych geb. Lewin.
Die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Mann Franz Brynych bot ihr zunächst Schutz vor der Deportation. Als ihr Mann im Januar 1944 nach schwerer Krankheit starb, wurde sie nur wenige Wochen später abgeholt und deportiert. Sie überlebte den Holocaust nicht. Pate des Stolpersteins ist Karsten Mettendorf.
10 Uhr: Willy-Brandt-Straße 47 für Franz Peters.
Der Reichstagsabgeordnete für die SPD stimmte 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz und starb im August 1933. Die Verlegung findet in Anwesenheit der Enkelin von Franz Peters statt. Die Patenschaft für den Stolperstein übernimmt die SPD Halle
10.30 Uhr, Am Kirchtor 26 für Ernst Thiele.
Ernst Thiele geriet immer wieder wegen kleinerer Vergehen mit dem Gesetz in Konflikt und wurde 1941 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Während des Nationalsozialismus galt er als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ und wurde in das Konzentrationslager Mauthausen, später nach Auschwitz-Monowitz gebracht. Thiele überlebte die Lager, wurde jedoch kurz nach der Befreiung, am 15. Mai 1945, erneut festgesetzt und in die Sowjetunion gebracht. Ein sowjetisches Militärgericht verurteilte ihn ohne rechtsstaatliches Urteil zu 25 Jahren Arbeitsbesserungslager. 1955 wurde Thiele in die DDR-Haft überstellt, wo er weiter seine Unschuld beteuerte. 1974 wurde Thiele in die Freiheit entlassen.
Stolpersteine sind Teil eines europaweiten Gedenkprojektes und erinnern an im Nationalsozialismus verfolgte Menschen, die in diesen Häusern gelebt haben, bis sie deportiert und ermordet wurden oder fliehen konnten. Inzwischen hat Gunter Demnig mehr als 100.000 Stolpersteine in Deutschland und 31 weiteren europäischen Ländern verlegt. Die Stadt Halle (Saale) hat sich diesem Projekt 2003 angeschlossen und bereits 289 Gedenksteine verlegt. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich aus Spenden.