Unimedizin Halle startet Projekt für besseres Selbstmanagement älterer Menschen

Universitätsklinikum
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Halle. UMH. Wie sich die Gesundheit im Alter erhalten und verbessern lässt, erforscht die Universitätsmedizin Halle im jüngst gestarteten Projekt „Selbstmanagement geriatrischer Syndrome“ (SelfManGer). Denn Selbstmanagement ist ein wichtiges Werkzeug, um Herausforderungen im Alter zu meistern. Umfang und Ansatz machen das Vorhaben einzigartig: Statt Maßnahmen an einzelnen Krankheitsbildern wie Diabetes oder Asthma auszurichten, werden ältere Menschen mit Mehrfacherkrankungen ganzheitlich in den Blick genommen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt über drei Jahre mit mehr als 1,9 Millionen Euro.

Herausforderungen nehmen im Alter zu

Im höheren Alter haben viele Menschen verstärkt mit gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen, insbesondere mit sogenannten geriatrischen Syndromen. Das können beispielsweise kognitive Probleme, Stürze oder eingeschränkte Mobilität sein. Die Ursachen dafür liegen selten nur in einzelnen Erkrankungen. „In der Geriatrie behandeln wir Menschen mit zahlreichen Erkrankungen. Probleme im Alltag oder Einschränkungen der Selbstständigkeit haben daher oft zahlreiche Ursachen. Wir haben erkannt, dass diese geriatrischen Syndrome entsprechend krankheitsübergreifend angegangen werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Tino Prell, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Altersmedizin an der Universitätsmedizin Halle. Selbstmanagement sei dabei ein wichtiges Werkzeug. „Jede Gesundheitsentscheidung eines Menschen im Alltag, beispielsweise zur Ernährung, Medikamenteneinnahme oder Sport, ist eine Form von Selbstmanagement. Es geht also nicht um die Frage, ob ältere Erwachsene Selbstmanagement betreiben, sondern wie“, betont Prell.

Über das Projekt

Im Projekt „SelfManGer“ untersucht die Forschungsgruppe, wie gutes Selbstmanagement im Alter funktioniert und was dafür wichtig ist. Zunächst erfolgt eine Bestandsaufnahme: Welche Strategien nutzen ältere Menschen bereits, um im Alltag trotz gesundheitlicher Herausforderungen zurechtzukommen oder diesen vorzubeugen? Welche Hilfsmittel und Anlaufstellen gibt es schon bzw. was fehlt oder hindert, diese Angebote zu nutzen? Dafür werden Hunderte Patient:innen aus dem regionalen Geriatrie-Netzwerk befragt, das vom Zentrum für Altersmedizin im Südlichen Sachsen-Anhalt (ZASSA) unter Leitung von Prof. Prell koordiniert wird. Netzwerkpartner sind die Universitätsmedizin Halle, das Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg und Querfurt sowie das Diakoniekrankenhaus Halle.

Die Erkenntnisse werden zusammengeführt, praktisch erprobt und optimiert. „Wir entwickeln zunächst Module, die gezielte Interventionen für besseres Selbstmanagement darstellen und damit die Lebensqualität und Gesundheit im Alter fördern. Wie diese im Detail aufgebaut sind, ist von den Schwerpunkten und Themen abhängig, die die Betroffenen selbst vorgeben“, erläutert Aline Schönenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Altersmedizin an der Universitätsmedizin Halle. Eine anschließende randomisierte kontrollierte Studie soll untersuchen, welche Verbesserungen in der Praxis an den ZASSA-Standorten und im Alltag der Menschen nach Entlassung erzielt werden können. „Es gibt kein vergleichbares Projekt, das in diesem Umfang stattfindet und krankheitsübergreifend denkt. Mit Blick auf die alternde Bevölkerung in Sachsen-Anhalt und Deutschland erwarten wir, dass Selbstmanagement auch überregional stark an Bedeutung gewinnen wird“, fasst Schönenberg zusammen.