Halle/Bz. Der Bergzoo Halle steht vor der größten baulichen Neugestaltung seiner Geschichte: Der gesamte rückwärtige Zooeingang zur Saale hin wird erneuert und im Zuge dessen soll auch die Außenanlage am Elefantenhaus umfassend vergrößert und modernisiert werden. Dennoch ist klar: Trotz der geplanten Erweiterung reichen die Platzkapazitäten in Halle mittelfristig nicht mehr, um der hoffentlich weiterwachsenden halleschen Elefantenherde künftig ein gutes Zuhause zu bieten.
Vor diesem Hintergrund haben der Zoo Halle, das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für afrikanische Elefanten und der Tierpark Berlin gemeinsam entschieden, den in Halle lebenden Familienverband rund um die Leitkuh „Pori“ 2026 in eine der modernsten Elefantenhaltungen Europas umzusiedeln, dem völlig neugestalteten, ehemaligen „Dickhäuterhaus“ des Tierparks Berlin.
„Die Abgabe der Herde an den Tierpark Berlin ist eine einmalige, großartige Gelegenheit, einem Familienverband Afrikanischer Elefanten in menschlicher Obhut den Raum zu bieten, natürlich weiter zu wachsen. In Halle wäre dies leider nicht mehr möglich. Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit allen Beteiligten zum Wohle einer optimalen Haltungsperspektive getroffen – wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Dr. Dennis Müller, Zoodirektor des Zoologischen Gartens Halle.
Ein einzigartiger Familienverband
Die derzeit im Zoo Halle lebende Gruppe besteht aus der Leitkuh Pori sowie ihrer Tochter Tana und den drei Enkelkindern Tamika, Elani und Simon. Halle zählt damit zu den wenigen Zoos Europas, die ausschließlich einen natürlichen Familienverband pflegen – eine Haltungsform, die innerhalb des Erhaltungszuchtprogramms ausdrücklich angestrebt wird.
Die Geschichte der Elefantenfamilie ist eng mit Halle und Berlin verbunden:
- Pori, geboren 1981 in Simbabwe, kam 1983 nach Deutschland und lebte viele Jahre in Magdeburg und zeitweise in Leipzig. 1997 wechselte sie in den Tierpark Berlin, wo 2001 ihre Tochter Tana geboren wurde.
- 2020 – im Zuge des Berliner Neubaus – kam Pori nach Halle und wurde dort erstmals seit zwölf Jahren wieder mit ihrer Tochter vereint.
- Tana, ihrerseits seit 2008 in Halle, hat drei Jungtiere zur Welt gebracht: Die beiden Kühe Tamika (2016), Elani (2019) und den Jungbullen Simon (2024).
Mittlerweile ist Tamika geschlechtsreif und die Herde würde mit nun zwei Zuchtkühen weiter kräftig wachsen. Doch insbesondere der Stallbereich des Elefantenhauses in Halle bietet keinen weiteren Platz für zusätzliche Tiere. Auch die anstehenden Erweiterungen im Außenbereich ändern daran nichts.
Tierwohl steht im Vordergrund
Der Tierpark Berlin bietet mit seinem umfassend erneuerten Elefantenhaus – einem der größten und modernsten seiner Art in Europa – ideale Bedingungen. Die Anlage umfasst rund 20.000 Quadratmeter naturnah gestaltete Außenflächen, modernste Technik und strikt tiergerechtes „Protected-Contact“-Management.
„Die Rückkehr der Elefanten nach Berlin ist ein Moment, auf den wir alle sehnlichst gewartet haben“, sagt Dr. Andreas Knieriem, Direktor von Zoo und Tierpark Berlin. „Wir freuen uns, mit Pori und ihrer Familie einen bestehenden Familienverband aufnehmen zu können. Unser neues Elefantenhaus bietet den Raum, den diese Tiere brauchen, um langfristig in natürlichen Strukturen zusammenzuleben.“
Afrikanische Elefanten sind die größten landlebenden Säugetiere der Erde und stehen auf der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“. In freier Wildbahn leben Elefantenkühe in Mutter-Tochter-Gruppen, die ein Leben lang zusammenbleiben. Genau dieses Modell soll europaweit zur neuen Haltungsnorm werden.
Baumaßnahmen in Halle beginnen 2026 – Rückkehr ausgeschlossen
Spätestens im Frühjahr 2026 muss das Elefantenareal in Halle für die umfangreichen Baumaßnahmen vollständig geräumt sein. Die Elefanten werden daher in ihre neue Heimat Berlin umziehen – eine Rückkehr nach Halle ist aus den oben genannten fachlichen Gründen nicht vorgesehen.
Wie die Zukunft in Halle langfristig aussieht, ist derzeit noch offen; ein möglicher Neubesatz kann erst nach Abschluss der Bauarbeiten erfolgen. Die Eröffnung des komplett neu gestalteten Areals ist für das Frühjahr 2029 geplant.
Abschied mit zwei Herzen
Der Abschied fällt dem Zoo Halle schwer – schließlich ist die erfolgreiche Zucht und die Wiedervereinigung von Pori und Tana nicht nur ein besonderes Kapitel der Zoogeschichte des Bergzoos, sondern war auch wegweisend in der Haltung Afrikanischer Elefanten in europäischen Zoos. Gleichzeitig herrscht große Freude darüber, dass den Tieren nun eine Zukunftsperspektive geboten wird, wie sie nur wenige Einrichtungen weltweit ermöglichen können.
„Unsere Elefanten werden in Berlin ein Zuhause finden, das ihnen langfristig ermöglicht, als Familie zu wachsen und gemeinsam alt zu werden. Für uns ist das der entscheidende Punkt – und deshalb überwiegt trotz Wehmut die Zuversicht“, sagt Dr. Müller.