
Halle. HFC. Am Montag fand eine ausführliche Sicherheitsnachbesprechung im LEUNA-CHEMIE-STADION zu den Vorkomnissen beim Spiel des Halleschen FC gegen die BSG Chemie Leipzig am vergangenen Freitag statt. Neben den Verantwortlichen des HFC waren Polizei, Ordnungsdienst und Stadionbetriebsgesellschaft beteiligt.
Der Hallesche FC verurteilt in einer Stellungnahme jede Form von Gewalt – egal ob von Heim- oder Gästefans – und dankt Polizei, Ordnungsdienst und allen Beteiligten für ihren Einsatz, der ein direktes Aufeinandertreffen der Fanlager verhindert hat. Der Verein wünscht zudem allen verletzten Personen – insbesondere dem schwer verletzten Ordner und den durch Raketen getroffenen Fans – eine schnelle Genesung. Vertreter des HFC werden persönlich den Kontakt zu diesen Personen suchen, um ihre Unterstützung und Genesungswünsche zu überbringen.
Risiko war Verein bewusst
Die Partie war als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Der HFC hat gemeinsam mit Polizei, Ordnungsdienst, Stadionbetriebsgesellschaft und dem Gastverein nach eigener Auskunft intensiv an einem sicheren Ablauf gearbeitet. Der Gästebereich wurde vor Stadionöffnung gründlich kontrolliert, es gab Vorkontrollen und 1:1-Kontrollen. Trotz dieser Maßnahmen gelang es einzelnen Personen, Werkzeuge und verbotene Gegenstände ins Stadion einzubringen.
Bereits beim Eintreten in den Gästeblock war ein erheblicher Teil der Gästefans vermummt. Unmittelbar nach dem Einlass wurden die ersten Polenböller gezündet und eine großflächige schwarze Plane am Zaun zum Heimbereich angebracht, um verdeckt agieren zu können. Anschließend wurden zwei Schlossanlagen an Fluchttüren aufgebrochen, offenbar um den Übergang zum Heimbereich zu erzwingen. Durch das sofortige Eingreifen von Ordnungsdienst und Polizei konnte ein Durchbruch verhindert werden. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde ein Ordner durch eine Fahnenstange schwer am Auge verletzt und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Gezielte Angriffe in Heimbereiche
Noch vor dem Anpfiff wurden mehrfach Böller und Leuchtspurmunition aus dem Gästeblock gezielt in Richtung der Heimbereiche – auch in Bereiche mit Familien – geschossen. Ein HFC-Fan erlitt dabei eine schwere Beinverletzung durch eine Rakete und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zwei weitere Fans erlitten Knalltraumata. Auch während der 90 Minuten setzten sich Provokationen aus dem Gästeblock fort: Böller wurden in den Innenraum geworfen und Leuchtspurmunition abgeschossen.
Nach dem Abpfiff eskalierte die Sitution
Unmittelbar nach Spielende wurden erneut Böller, Pyrofackeln und Leuchtspurmunition in den Innenraum sowie in Heimbereiche geschossen. Daraufhin überstiegen mehrere Heimfans den Zaun in Block 19 sowie vereinzelt auch aus Block 12, betraten den Innenraum und bewegten sich in Richtung des Gästeblocks. Ordnungsdienst, Polizei und HFC-Mitarbeiter drängten sie zurück in die Blöcke.
Ein HFC-Fan wurde von zwei Gästespielern mit Anlauf zu Boden gebracht und auch am Boden geschlagen. Nach den vorliegenden Videoaufnahmen und Zeugenaussagen ist derzeit nicht erkennbar, dass es sich um eine Notwehrreaktion handelte. Die weiteren Ermittlungen der Polizei werden diesen Sachverhalt klären müssen.
Der Ordnungsdienst brachte daraufhin die Mannschaft aus Leipzig umgehend in die Katakomben. Mehrere HFC-Mitarbeiter stellten sich aktiv zwischen die aufgebrachten Fans und die Gästespieler, um eine direkte Eskalation zu verhindern.
In diesem Verlauf kam es zu einer grob unsportlichen Handlung eines HFC-Spielers, der an diesem Spieltag nicht im Kader stand. Dieser blockte einen Gästespieler beim Rückweg in die Mixed Zone.
Verein leitet Maßnahmen ein
Der HFC hat die Polizei um die Identifizierung von Tätern gebeten. Auf Grundlage der Stadionverbotsrichtlinien werden entsprechende Verfahren eingeleitet. Im Stadion hat eine erste Begehung der kritischen Bereiche stattgefunden. Ziel ist ein erweitertes Sicherheitskonzept mit baulichen Anpassungen, um künftige Vorfälle besser zu verhindern. Mit dem beteiligten HFC-Spieler hat der Verein gesprochen. Der betroffene Spieler hat sein Fehlverhalten eingesehen und sich unmittelbar im Spielertunnel mit dem Gästespieler ausgesprochen.