Sachsen-Anhalt ist laut Statistischem Landesamt das Bundesland mit dem höchsten Durchschnittsalter. “In Sachsen-Anhalt wurden zudem erhöhte Sterberaten bei einigen Tumorerkrankungen festgestellt, die im Alter verstärkt auftreten”, sagt der Pharmazeut Prof. Dr. Christian Wischke. Er ist der Sprecher des “Thera4Age”-Verbunds. Eine weitere Herausforderung: Für ältere Patientinnen und Patienten kommen bei der Diagnose und Therapie oft Methoden zum Einsatz, die nur an jüngeren Gruppen überprüft wurden. “Dabei verändern sich im Laufe des Lebens die Gewebe- und Organfunktionen wie auch die Fähigkeit zur Regeneration der Körperzellen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass bestimmte Medikamente bei älteren Menschen anders wirken”, sagt der Ko-Sprecher Prof. Dr. Andreas Simm von der Medizinischen Fakultät.
Neuartige Therapiemöglichkeiten im Fokus
An dieser Stelle setzen die einzelnen Projekte des Verbunds an. Ziel ist es, neuartige Therapiemöglichkeiten für altersbedingte Krankheiten zu entwickeln. Die Themen der fünf Einzelprojekte sind breit gefächert: Ein Projekt befasst sich mit der Entwicklung spezieller Wundeinlagen für chronische Wunden. Zwei Vorhaben untersuchen Ansätze für verbesserte Wirkungen von Impfstoffen und Darreichungsformen von Medikamenten für ältere Menschen. Ein weiteres erforscht Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten für Darmkrebs. Das fünfte Projekt ist an der Schnittstelle von Ernährungswissenschaft und Medizin angesiedelt. Es untersucht den Einfluss von Ernährung auf die Gesundheit der Leber im Alter.
Auch Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann hält die Forschungsprojekte für hochaktuell: “Die Frage nach dem Erhalt von Gesundheit und Lebensqualität im Alter ist für Deutschland und gerade für Sachsen-Anhalt von großer Bedeutung. Ich freue mich, dass wir die wegweisende Forschung an der Uni Halle auf diesem Gebiet umfangreich unterstützen können, und wünsche den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei ihren interdisziplinären Vorhaben viel Erfolg. Davon profitieren der Forschungsstandort Halle sowie auf längere Sicht natürlich vor allem die Patienten.”
Im Rahmen der Projekte kooperieren Forschende aller drei naturwissenschaftlichen Fakultäten sowie der Medizinischen Fakultät der MLU miteinander. “Jedes Projekt wird von zwei erfahrenen Forschenden unterschiedlicher Disziplinen geleitet. Ihre Expertise soll sich gegenseitig ergänzen und so schnell zu Fortschritten führen”, erklärt Wischke. Dazu gehört es auch, die Forschungsergebnisse im Rahmen vorklinischer Studien zu überprüfen und so die Grundlage für große klinische Studien zu schaffen. Diese sind Voraussetzung für die Zulassung neuer Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten.