Abrechnungsdaten aus Allgemeinarztpraxen bestätigen erhöhte Diabetes- und Herz-Kreislauf-Krankheitslast

Blutzucker
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Halle. LAV/LSA. Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) hat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung wiederholt auf eine hohe Quote von Krankenhausfällen infolge von Diabetes Typ 2 und bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) in Sachsen-Anhalt hingewiesen. Neben der Altersstruktur der Bevölkerung, der geringeren ambulanten Arztdichte, den weiteren Anfahrtswegen und möglichen Defiziten in der Notfallversorgung wurde vor allem eine überproportional weite Verbreitung ungesunder Lebensstile als Ursache diskutiert.

Um zu prüfen, ob die hohe Behandlungsquote bzgl. Diabetes Typ 2 und HKE nur auf den stationären Bereich beschränkt ist oder auch im ambulanten Bereich – d. h. in Arztpraxen – festzustellen ist, hat das LAV erstmalig kassenübergreifend Abrechnungsdaten von gesetzlich Versicherten in Allgemeinarztpraxen in Sachsen-Anhalt und in Deutschland verglichen. Dazu wurden öffentlich zugängliche Statistiken der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) des Jahres 2015 verwendet (letzte Veröffentlichung der betreffenden Daten durch die KBV).

Es zeigte sich, dass 2015 auch in Allgemeinarztpraxen in Sachsen-Anhalt Diabetes Typ 2 und bestimmte HKE-Schlüsseldiagnosen deutlich häufiger vorkamen als im Bundesdurchschnitt. Dies beweist, dass die hohen Behandlungszahlen im Krankenhaus in Sachsen-Anhalt nicht allein strukturell bedingt sind (durch eine eventuelle Verschiebung aus dem ambulanten in den stationären Bereich aufgrund der geringeren ambulanten Arztdichte), sondern dass die Bevölkerung Sachsen-Anhalts anscheinend tatsächlich – stationär und ambulant – häufiger infolge dieser Erkrankungen behandelt werden muss.

Zum Teil ist die erhöhte Diabetes- und HKE-Morbidität dadurch bedingt, dass es sich um Erkrankungen handelt, die im Alter häufiger vorkommen, und die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt insgesamt älter ist als die gesamtdeutsche Bevölkerung. Allerdings zeigt der Vergleich von alterskorrigierten Fallquoten, dass die Diabetes- und HKE-Morbidität im Land auch unabhängig vom Alter (in allen Altersgruppen) gegenüber dem Bundesdurchschnitt deutlich erhöht ist.

Dies bestätigt die in früheren Berichten des LAV vertretene Hypothese, dass die hohe Diabetes und HKE-Morbidität in Sachsen-Anhalt maßgeblich auch durch eine überdurchschnittlich weite Verbreitung ungesunder Lebensstile – auch in der jüngeren Bevölkerung – bedingt ist (v. a. mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum).

Die betreffenden, schon vor etlichen Jahren ausgerufenen Landesgesundheitsziele sollten deshalb weiterhin mit Nachdruck verfolgt und bezüglich besonders gefährdeter Zielgruppen fokussiert werden.

Das LAV hat bei der KBV eine Sonderauswertung mit aktuelleren Daten beantragt, um die Analyseergebnisse des Jahres 2015 zu bestätigen.