Kunstgeschichte/Archäologie: Projekt untersucht Abschriften des berühmten Kunsthistorikers Winckelmann

Eine Seite aus den Exzerptheften von Johann Joachim Winckelmann. Foto: Bibliothèque Nationale de France, Département des manuscrits, Paris, Sign. Allemand, Bd. 62, Bl. 73r.

Halle. MLU. Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der wissenschaftlichen Kunstgeschichte und der Archäologie im deutschsprachigen Raum. In einem großen Forschungsprojekt untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der TU Darmstadt nun die Einflüsse anderer Gelehrter auf sein Werk. Grundlage bildeten für Winckelmann insbesondere die Schriften italienischer, französischer und englischer Gelehrter, die er in Auszügen abschrieb und damit sogenannte Exzerpthefte füllte. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt für 3 Jahre mit knapp 1,1 Millionen Euro.

Exzerpte waren viele Jahrhunderte lang die gängigste Methode, um Wissen zu “speichern”. Auszüge aus den Werken anderer Autoren wurden abgeschrieben, dienten als Erinnerungshilfe für Gelesenes, aber auch als Reservoir für eigene Werke. “Das Projekt soll als Pilotprojekt zur Erforschung solcher Exzerpte dienen”, so die Germanistin Prof. Dr. Elisabeth Décultot, Humboldt-Professorin und Direktorin des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) an der MLU. Während sie ihre Expertise zur Kunstgeschichte und Winckelmanns Werken einbringt, steuern die Projektpartner ihre Erfahrung im Bereich der Digital Humanities bei. Molitor betreut die technische Seite des Projekts, die Philologin Rapp bringt ihre Expertise bei der digitalen Textanalyse ein. Die Digitaledition soll im Open-Access-Verfahren für weitere Forschung zur freien Verfügung gestellt werden.

Bevor die Werke digital verglichen werden können, müssen sie jedoch vollständig erschlossen werden. “Die Exzerpthefte umfassen circa 7.500 Seiten, zu einem Großteil aus Werken fremdsprachiger Autoren”, sagt Décultot. Diese liegen zu einem Großteil bereits digital in Form von Scans vor und müssen nun in Textform erfasst und teils übersetzt werden.