Dalbert stellt aktuellen Bericht zur Wolfspopulation vor: „Erfolgreicher Artenschutz“

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Bericht für das Monitoringjahr 2019/2020: geringer Zuwachs an Territorien – Nahrungsanalyse: weniger als zwei Prozent Nutztieranteil

Magdeburg. MULE/LSA. Auf dem Gebiet von Sachsen-​Anhalt siedeln 19 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt 134 Tieren. Außerdem existieren vier grenzübergreifende Rudel mit weiteren 20 Tieren, deren Territorien zum Teil in den Nachbarbundesländern Niedersachsen und Brandenburg liegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht für das Monitoringjahr 2019/20 in Sachsen-​Anhalt hervor, den Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert gemeinsam mit dem Landesamt für Umweltschutz heute vorstellte.

Die Ministerin sagte: „Das ist erfolgreicher Artenschutz. Es ist uns durch konsequenten Schutz gelungen, dass der Wolf seinen Platz im Ökosystem wieder finden konnte. Klar ist, dass seine Wiederkehr in unserer Kulturlandschaft Schwierigkeiten mit sich bringt. Deshalb lernen wir jeden Tag dazu, wie wir am besten mit den Konflikten zwischen Weidetierhalterinnen und -​haltern und Wolf umgehen können. Der effektive Schutz der Weidetiere vor dem Wolf ist und bleibt das Wichtigste. Der effektive Schutz ist das Maß unseres Handelns und Grundgedanke unserer finanziellen Unterstützung für die Tierhaltenden.“

Im Vergleich zum Vorjahr sind 25 Tiere hinzugekommen. Es wurden zwei Rudel ganz neu gefunden – eines nördlich von Wittenberg und eines am Golmer Berg bei Bad Schmiedeberg. Das Monitoring und die genetischen Untersuchungen bestätigen die Vermutung, dass diese beiden Rudel bereits im Vorjahr bestanden haben. Im Flechtinger Höhenzug hat sich ein Paarterritorium neu etabliert.

„Insgesamt wurden in Sachsen-​Anhalt 61 Welpen geboren, von denen sieben bereits bis Ende April 2020 starben. Der prozentuale Zuwachs an Wolfterritorien jeweils zum Vorjahr ist über die Jahre gesunken. Auch die jährliche durchschnittliche Welpenzahl pro Rudel nimmt ab. Das weist darauf hin, dass die Population zunehmend langsamer wächst“, erläuterte Dr. Peterson, Leiter des Fachbereiches Naturschutz im Landesamt für Umweltschutz.

Von den insgesamt 13 tot aufgefundenen Wölfen starben acht durch Verkehrsunfälle, zwei durch illegalen Abschuss, drei auf natürliche Weise.

Weiterhin enthält der Monitoringbericht Daten zur Nahrungszusammensetzung von Wölfen, die das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz bei der Untersuchung von Wolfskot ermittelt hat. Die Analysen ergaben, dass sich Wölfe zu 93 Prozent von wildlebenden Huftieren ernähren. Neben Rehen, Rothirschen und Damwild gehören dazu auch Wildschweine, die saisonal bis zu 12 Prozent des Biomasseanteils der Nahrung ausmachen. Je nach Angebot steht auch die Nutria mit bis zu 4 Prozent auf dem Speiseplan der Wölfe. Nutztiere haben weniger als 2 Prozent Anteil an der Nahrungszusammensetzung. Der Rest umfasst eine Vielzahl an kleineren Tieren wie Hasen oder pflanzliche Nahrung wie Früchte.

Die Anzahl der Nutztierübergriffe hat in Sachsen-​Anhalt insgesamt um 86 Prozent gegenüber dem vorherigen Monitoringjahr zugenommen. Es gab insgesamt 95 Übergriffe mit 385 getöteten Tieren. Bei den Rindern sank die Anzahl der Risse von Kälbern dagegen spürbar um 45 Prozent, von 33 Tieren im Monitoringjahr 2017/18 auf 18 Tiere im Monitoringjahr 2019/20. Das ist vor allem auf verbesserte Herdenschutzmaßnahmen der hauptberuflichen Tierhalterinnen und -​halter zurückzuführen. Die Nutztierrisse gehen auf Mängel in Zaunführung und Elektrifizierung oder fehlenden Untergrabungsschutz zurück. Dadurch können Wölfe einfacher die Umzäunung der Weidetiere durchbrechen. Der wolfsabweisende Mindestschutz wird bei der Hobbytierhaltung seltener eingehalten.

Dalbert rief dazu auf, die Präventionsmaßnahmen umzusetzen: „Ein flächendeckender Herdenschutz ist unabdingbar, um Übergriffe auf Nutztiere durch Wölfe zu vermeiden. Herdenschutzmaßnahmen werden sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Hobbytierhaltung zu 100 Prozent vom Land Sachsen-​Anhalt gefördert.“

Hintergrund
Seit dem Jahr 2013 erscheint jährlich der Wolfsmonitoringbericht für Sachsen-​Anhalt. Das Monitoringjahr orientiert sich am biologischen Rhythmus der Wölfe und geht jeweils von Mai bis April des Folgejahres. Der aktuelle Bericht umfasst die Ergebnisse des Wolfsmonitorings für den Zeitraum 1. Mai 2019 bis 30. April 2020. Es wurden dafür über 3600 Artnachweise und Hinweise geprüft und bewertet.

Alle Berichte stehen online auf der Website des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-​Anhalt zur Verfügung.