Arbeitsmarkt im September: Im Moment noch kein Anlass zur Sorge

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Halle. AfA. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Halle waren Ende September 17.817 Frauen und Männer von Arbeitslosigkeit betroffen. Das sind 649 Arbeitslose (- 3,5 Prozent) weniger als vor einem Monat. Im Vergleich zum Vorjahr sind gegenwärtig 2.732 Frauen und Männer mehr arbeitslos gemeldet.

Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, verringerte sich im zurückliegenden Monat um 0,3 Punkte auf 8,3 Prozent.
„Ein halbes Jahr nach dem Beginn der Corona-Krise verbessern sich im Agenturbezirk Halle die Aussichten, die Arbeitslosigkeit wieder abzubauen. Der Arbeitsmarkt hat sich weitgehend stabilisiert. Derzeit werde weniger entlassen als vor Ausbruch der Corona-Pandemie wie der Blick auf die Vorjahreszahlen zeigt. Die schnelle Erholung der Wirtschaft nach der Aufhebung vieler Corona-Beschränkungen und der Umsetzung umfangreicher staatlicher Stabilisierungsmaßnahmen habe den Abwärtstrend gestoppt. Sowohl die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld als auch die Arbeitslosenzahlen sind rückläufig. Auch halten die Arbeitgeber trotz der z.T. unsicheren Perspektive an ihren Fachkräften fest,“ so Petra Bratzke Chefin der Hallenser Arbeitsagentur.

Noch keine Erholungseffekte sehen die Arbeitsmarktexperten der Agentur im nächsten Jahr für das Gastgewerbe und den Einzelhandel voraus. Dort werde sich der Arbeitsmarkt auf dem Niveau von 2020 stabilisieren, die im laufenden Jahr erlittenen Verluste aber nicht ausgleichen können. Gleiches gelte für den Bereich “sonstige Dienstleistungen”, wozu die Ausrichtung von Sport- und Kulturevents zähle.

Jugendliche und Ältere

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen ist im September gesunken. Aktuell sind 1.974 Personen, d.h. 215 weniger als im August 2020 arbeitslos gemeldet. Damit nehmen die 15- bis unter 25-Jährigen einen Anteil von 11,1 Prozent aller Arbeitslosen im Agenturbezirk Halle ein.
Der Rückgang ist auf zwei Faktoren zurückzuführen. Auf der einen Seite konnten zahlreiche Jugendliche die Sucharbeitslosigkeit nach der Ausbildung bzw. nach dem Studium beenden und andere haben ihre Ausbildung gerade begonnen.

„Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater haben in den letzten Wochen detailliert mit den jungen Menschen die Ausbildungsmöglichkeiten besprochen und ihnen Wege aufgezeigt und gemeinsam mit den Kammern haben wir Telefonaktionstage durchgeführt. Manchmal stimmen die Anforderungen der Unternehmen nicht mit den Vorstellungen oder Fähigkeiten der Jugendlichen überein. Da ist es wichtig, dass sich beide Seiten aufeinander zu bewegen. Gerade schwächere Jugendliche können wir mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und sozialpädagogischer Betreuung während ihrer Ausbildung individuell unterstützen“, so Bratzke weiter.
Die Entscheidungsprozesse bei der Berufswahl haben sich durch die Corona- Krise um mehrere Wochen verzögert. Die Daten zeigen, dass die Unternehmen weiterhin stark auf Ausbildung zur Rekrutierung ihrer Fachkräfte setzen. Damit bieten sie jungen Menschen auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten eine berufliche Perspektive. Schulabgänger, die noch in die Ausbildung starten wollen, können sich an die Last-Minute-Hotline 0345 52491510 wenden.

Chancen auf einen Job auch für ältere Arbeitnehmer

Die Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitslosen über 50 Jahren ist weiterhin rückläufig (- 118 auf 5.289 Personen).

Stellenangebote

Der Arbeitsmarkt ist nach der „Schockstarre“ (April und Mai) wieder aufnahmefähig. Arbeitgeber meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und des Jobcenters Halle (Saale) im Monat September 700 neue Stellen; 34 mehr als im Vormonat, seit Jahresbeginn 5.920.

“Die positiven Signale am Arbeitsmarkt machen Mut. Sie zeigen, dass die Arbeitsmarktinstrumente gegen die Krise wirken: die Kurzarbeit hat ihre Aufgabe sowie die Erwartungen im Krisenfall erfüllt und einmal mehr als Mittel der ersten Wahl bewährt und sichert Arbeitsplätze bzw. ermöglicht eine schnelle Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Das Konjunkturprogramm setze auf breite Impulse für Investitionen und Konsum. Es gilt aber weiterhin genau hinzuschauen. Einige Branchen haben es schwerer, etwa im Bereich Automobil- und Zulieferindustrie. Hier braucht es zielgenaue Unterstützung in der Transformation statt Stellenabbau und hier setzen unsere Arbeitsmarktexperten im Arbeitgeberservice an und bieten passgenaue Qualifizierungsangebote an,” so Bratzke.

Arbeitslosigkeit in den beiden Rechtskreisen

Im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) waren im September 2020 insgesamt 5.629 Frauen und Männer arbeitslos registriert, 381 weniger als im August 2020 aber 1.579 mehr als im Jahr zuvor.
Im Agenturbezirk ist die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) von August auf September 2020 um insgesamt 268 auf 12.188 Arbeitslose zurückgegangen.

Blick in die Geschäftsstellen

Regionale Unterschiede bleiben weiterhin bestehen.
In der Stadt Halle waren im September 11.248 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 355 weniger als vor einem Monat, von denen 8.007 (- 171), nach dem SGB II betreut werden. Der relative Anteil von SGB II Arbeitslosen der Stadt Halle bleibt mit aktuell 71,2% auf
einem hohen Niveau. Die Arbeitslosenquote der Stadt Halle liegt mit 9,6 Prozent weiterhin über dem Agenturdurchschnitt (8,3%).

Im Saalekreis sind aktuell 6.569 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Dies sind 294 Arbeitslose weniger als im Vormonat jedoch 806 mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt mit 6,8 Prozent weiter deutlich unter dem Agenturdurchschnitt. Der SGB II-Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitslosen betrug 63,6 % das entspricht 4.181 Personen
(- 97 Personen zum Vormonat).

Die Zahl der Arbeitslosen im Einzugsbereich der Geschäftsstelle Merseburg sinkt um 217 Personen bzw. 4,2 Prozent auf 4.984.

Fazit

„Unsere Region ist aufgrund der nicht so starken Einbindung in die Weltwirtschaft aktuell nicht so stark getroffen, wie andere Regionen in Deutschland.

Alles in allem rechtfertigt die derzeit sichtbare Entwicklung vorsichtigen Optimismus. Aber eine Vorausschau ist aktuell schwierig, dennoch erwarte ich eine stabile Entwicklung bis zum Jahreswechsel,“ so Bratzke abschließend.